Bielefeld 28.4.2022 | Beunruhigt durch Baumfällungen von alten und gesunden Buchen und Eichen im Stadtwald wendet sich der BUND mit einem Schreiben an Rat und Verwaltung. So wurden im Wald am Zehlendorfer Damm zahlreiche bis zu 200jährige gesunder Buchen und Eichen gefällt. „Der alte Buchen-Eichenwald in Dornberg hat damit einen Teil seiner wertvollsten Bäume verloren und deutlich Schaden genommen. Nicht nur haben schwere Forstmaschinen ihre Spuren hinterlassen, auch wurden in die noch dichte Kronendecke große Lücken geschlagen“, so Jürgen Birtsch vom BUND-Vorstand.
Dornberg sei kein Einzelfall. Auch in Theesen, Heepen und anderen Bezirken seien in diesem Frühjahr viele alte Buchen gefällt worden. Derart drastische Eingriffe in intakte, naturnahe Buchenwälder seien in der aktuellen Klimakrise durch nichts zu rechtfertigen. „Gerade die noch intakten Laubwälder mit alten Baumbestand haben im dicht besiedelten Wohnumfeld eine große Bedeutung für Biodiversität, Klimaschutz, Wasserschutz und Naherholung. Es ist wichtig, solche Wälder in ihrer Struktur und Funktionsfähigkeit zu erhalten. Holznutzung muss dann hinter den anderen Waldfunktionen zurücktreten“, ergänzt dazu für den BUND Adalbert Niemeyer-Lüllwitz. Gerade Buchenwälder würden durch diese Eingriffe in ihrer Stabilität Schaden erleiden. An den vorher durch Nachbarbäume geschützten Stämmen komme es zu Rindenverbrennungen, die zum Absterben der Bäume führen würde.
„Die Stadt Bielefeld hat den Klimanotstand beschlossen“, ergänzt BUND Vorstandsmitglied Petra Schepsmeier. Im Klimaanpassungskonzept der Stadt komme den Wäldern eine Schlüsselrolle zu. Die schnellste und effektivste Art, mit Waldflächen CO2 zu binden und langfristig zu senken bestehe darin, das lebende Holzvolumen in naturnahen Wäldern zu vergrößern. Petra Schepsmeier: „Ein Kubikmeter Holz speichert eine Tonne CO2. Jeder nicht gefällte Baum ist also sofort eine CO2-Senke – je älter desto mehr. Naturnahe Wälder speichern zudem große Mengen CO2 in der Streuschicht und im Boden. Deshalb müssen die Wälder dichter und älter werden statt sie zu destabilisieren“.
Der Widerspruch zur aktuellen Forstpraxis ist aus Sicht des BUND Bielefeld offensichtlich. „Müssen nicht in Anbetracht der Klimakrise gerade in einem solchen Stadtwald die Gemeinwohlfunktionen im Mittelpunkt stehen?“ „Ist es verhältnismäßig, alte, ökologisch besonders wertvolle Bäume zu fällen - insbesondere vor dem Hintergrund der großen Holzmengen, die wegen der Dürreschäden in den letzten vier Jahren im Stadtwald eingeschlagen wurden?“
Der BUND Bielefeld fordert deshalb, auf Einschläge alter Buchen und Eichen im Stadtwald - sofern sie nicht aus Gründen der Verkehrssicherhit zwingend sind - zu verzichten. Aufforstungen und Wiederbewaldung genügten alleine nicht, um den Bielefelder Stadtwald für die Zukunft fit zu machen. Vorrangig sei es, die noch vorhandenen, stabilen alten Laub- und Buchenwälder konsequent als CO2-Senke zu schützen. Alle derartigen Planungen müssten deshalb auf den Prüfstand. Für neue Bauflächen dürfe grundsätzlich kein Wald mehr beansprucht werden. Zudem sollten zum Schutz der Waldränder bei der Planung neuer Baugebiete ein Mindestabstand von 30 Metern Baumfallhöhe eingehalten werden. Der BUND regt an, in einem „Stadtwald-Klimakonzept“ alle klimarelevanten Maßnahmen zu bündeln.
Buchenwälder schützen - BUND-Brief an die Stadt (PDF)
Bildstrecke: Baumfällungen im Bielefelder Stadtwald am Zehlendorfer Damm im April 2022