Kreisgruppe Bielefeld

BUND lehnt Waldrodung ab - Hagenbrockwald für Stadtklima und Naherholung unverzichtbar

21. März 2022 | Bäume, Bielefelder Wald, Klimawandel, Lebensräume

Stellungnahme des BUND zur geplanten Rodung des Hagenbrockwaldes in Brackwede für den Bau einer städtischen Kita

Hagenbrockwald an der Straße "Im Hagenbrock". Genau an dieser Stelle soll der Wald für die Kita gerodet werden. Foto: BUND

Der Hagenbrockwald in Brackwede soll für den Bau einer weiteren Kita an diesem Standort gerodet werden. Der BUND hat dazu gegenüber der Stadt ausführlich Stellung bezogen, und die Bezirksvertretung, die am 24.3. darüber berät, aufgefordert, dem Plan nicht zuzustimmen. Eine Anwohnerinitiative kämpft für den Erhalt des für die Naherholung wichtigen Waldes, hat dazu einen Bürgerantrag in die Bezirksvertretung eingebracht.

Es handelt sich beim Hagenbrockwald um einen ökologisch wertvollen naturnahen Laubmischwald und den letzten klimawirksamen Wald in der Mitte von Brackwede. Die Stadtverwaltung behauptet in einer Vorlage für die Bezirksvertretung, die Rodung sei alternativlos, ein anderer Standort ließe sich für die benötigten Kitaplätze nicht finden. Der BUND stellt im Einklang mit vielen betroffenen Anwohnern fest, dass offensichtlich nicht ernsthaft nach einer Alternative gesucht wird. Die Waldfläche ist im Besitz der Stadt und der alte Bebauungsplan lässt eine Bebauung zu. Deshalb ist es aus Sicht der Verwaltung offenbar einfach, hier zu bauen. Für den wertvollen Baumbestand und die Belange des Stadtklimas gibt es hingegen offenbar bei der Stadt keine Lobby, denn in der Abwägung spielen diese Belange keine Rolle.

Mit einer umfassenden Stellungnahme hat die Verwaltung zur Suche nach einem Kitastandort in Brackwede jetzt Stellung genommen. Auf dieser Grundlage soll die Bezirksvertretung am 24.3.2022 eine Entscheidung treffen. In der Stellungnahme wird dokumentiert, dass es sehr wohl Alternativen zum Standort Hagenbrockwald gibt. Aber alternative Standorte werden insbesondere deshalb verworfen, weil hier angeblich nicht schnell genug eine Baureife erreichbar wäre. Sogar eine große verfügbare städtische Freifläche an der Heuberger Straße käme aktuell nicht in Frage, obwohl hier, wie es heißt, „perspektivisch“ sogar zwei Einrichtungen Platz finden könnten. Konkret geht es um eine einzige Kitagruppe, die kurzfristig anders untergebracht werden muss. Deshalb der Zeitdruck. Doch auch am Hagenbrock wird es nicht schnell gehen können. Der Wald könnte frühestens ab Oktober gerodet werden. Warum wird noch nach einer provisorischen Übergangslösung gesucht? Warum kann nicht an einem der anderen Standorte ein mögliches Bauprojekt beschleunigt werden?

Völlig unberücksichtigt bleiben bei dieser Abwägung die Belange des Umwelt- und Klimaschutzes und das Interesse von Anwohnern nach Erhalt einer bedeutenden wohnungsnaher Erholungsfläche.

Klimaanpassungskonzept: „Schützenswerte Grünfläche erster Priorität“!

Ein Blick auf Luftbilder zeigt: Es handelt sich beim Hagenbrockwald um den letzten Rest ehemals größerer Waldflächen in Brackwede. Das Umfeld ist inzwischen sehr dicht und weitgehend ohne Durchgrünung bebaut. Nach Westen dominieren große versiegelte Industrie- und Gewerbeflächen. Angrenzend an den Wald leben viele hundert Menschen in zahlreichen großen Mehrgeschosswohnblocks. Der zentrumsnahe Norden am Stadtring wird ebenfalls durch dichte Bebauung geprägt. Im Osten und Süden des Waldes existieren große Wohngebiete mit Einzelhäusern und Mehrgeschosswohnhäusern. Für die hier lebenden Menschen ist der Hagenbrockwald die einzige fußläufig erreichbare Grünanlage. Besonders viele Kinder nutzen diesen Wald als naturnahen Spiel- und Erlebnisraum. Auch sozialpolitische Belange sprechen unbedingt dafür, den Wald an dieser Stelle zu erhalten.

Der Baumbestand des Hagenbrockwaldes ist für das Brackweder Stadtklima aufgrund seiner im Sommer abkühlenden Wirkung unverzichtbar. Das Klimaanpassungskonzept der Stadt bewertet die Fläche deshalb mit der Farbe dunkelgrün als „schützenswerte Grünfläche erster Priorität“. Danach ist hier jegliche Bebauung „nicht empfehlenswert“. Bei der Prüfung einer möglichen Bebauung ist dieses Kriterium aus unserer Sicht ein Ausschlusskriterium.

Der Rat der Stadt hat 2019 für die Stadt den Klimanotstand erklärt. Danach sollen alle Planungen mit Blick auf Klimawirksamkeit überprüft werden. Das gilt aus unserer Sicht besonders für alle alten Bebauungspläne, welche Bebauungen auf Kosten klimawirksamer Grünflächen ermöglichen. Wir empfehlen deshalb der Bezirksvertretung, keine Inanspruchnahme des Hagenbrockwaldes zuzulassen und eine Überarbeitung des zu Grunde liegenden Flächennutzungsplanes auf den Weg zu bringen. 

Bäume fällen für eine Kita? Wo bleibt die Vorbildfunktion der Stadt

Kindertagesstätten werden für die Zukunft unserer Kinder gebaut. Eine gute Zukunft unserer Kinder wird aktuell durch den Klimawandel in Frage gestellt. Wir erwarten in dieser Situation gerade von der Stadt Bielefeld, dass sie sich konsequent für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder in dieser Stadt einsetzt und klimawirksames Grün schützt. Wir erwarten von der Stadt eine Vorbildfunktion, wenn es um den Schutz von Bäumen geht. Der Rat plant eine Baumschutzsatzung und erwartet von privaten Grundeigentümern, dass sie auf ihren Grundstücken Bäume erhalten. Doch wie soll das funktionieren, wenn die Stadt selbst ihre Bäume nicht schützt? Es gab gerade in diesem Winter viele Baumfällungen auf stadteigenen Grundstücken der Stadt, die angeblich „alternativlos“ waren: An den Städtischen Kliniken, an der Rosenhöhe, am Bracksiek, für die Lutter-Kanalsanierung, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Ein alter Baum ist schnell gefällt. Damit er durch einen nachgepflanzten klimawirksam ersetzt wird, dauert es wieder Jahrzehnte. Bäume brauchen einen besseren Schutz in der Stadt. 

Gebaut werden soll die benötigte Kita an einer Stelle, an der es schon vier Kitas mit ca. 100 Plätzen gibt. Schon mit dem Bau der anderen Einrichtungen wurde in den Hagenbrockwald eingegriffen. Hier jetzt auch noch den Restwald für eine weitere Einrichtung zu beanspruchen ist nicht zu vertreten. Für Kinder im gut erreichbaren Umfeld wird die Kita nicht benötigt, also werden die Kinder künftig mit Elterntaxis aus anderen Wohnvierteln her gefahren. Über eine schmale Wohnstraße, die dafür nicht ausgebaut ist. Das widerspricht aus unserer Sicht einer nachhaltigen Stadtentwicklung und der vom Rat beschlossenen Mobilitätswende.

Wir fordern deshalb die Verwaltung der Stadt auf, die benötigten Kitaplätze an anderen Standorten zu bauen und den Hagenbrockwald als wertvolle Grünfläche dauerhaft zu sichern.

BUND-Stellungnahme zur geplanten Rodung des Hagenbrockwaldes (PDF)

Informationsvorlage der Verwaltung für die Bezirksvertretung Brackwede (PDF)

Lageplan der geplanten Kita im Hagenbrock (PDF)

Anfrage Bündnis 90/DIE GRÜNEN in der Bezirksvertretung Brackwede zum Widerspruch Waldrodung und Klimaanpassungskonzept (PDF)

Bildstrecke: Keine Rodung des Hagenbrockwaldes für den Bau einer Kita!  

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