Das 19. Jahrhundert haben sie erlebt, könnten uns Geschichten darüber erzählen. Jetzt liegen sie gefällt am Boden. 150 - 200 jährige alte Eichen und Buchen, im Kern gesund, standsicher, keine Gefahr für Waldspaziergänger*innen. Bäume, die an anderer Stelle der Stadt aufgrund ihres Alters schon als Naturdenkmale geschützt wären. Warum nicht hier im stadteigene Wald?
Trotz der Bedeutung dieses alten Waldes für Biodiversität, Klimaschutz und Naherholung ist er auch ein Wirtschaftsforst. Und aktuell, das zeigen auch andere Beispiele im Stadtwald, geht es unserem städtischen Forstbetrieb offenbar besonders um Holzernte. Wertvolles Holz, das die Kassen der Stadt füllt, wurde hier geerntet. Der alte Buchen-Eichenwald in Dornberg am Zehlendorfer Damm hat deshalb einen Teil seiner wertvollsten Bäume verloren, und er hat Schaden genommen. Nicht nur schwere Forstmaschinen haben Spuren hinterlassen. In seine noch dichte Kronendecke wurden große Lücken geschlagen. Die verbliebenen teilweise freigestellten Buchen werden es jetzt schwer haben, heiße und trockene Sommer zu überleben.
Das alles geschieht mit einem öffentlichen Wald, der uns allen gehört, der vorrangig dem Gemeinwohl zu dienen hat, der Klimaschutz- und Wasserschutzwald ist, der von den Menschen in der Nachbarschaft als Erlebnis- und Erholungswald genutzt wird, und der nicht zuletzt Tieren als Lebensraum dient. Die Stadt Bielefeld hat den Klimanotstand beschlossen, und im Klimaanpassungskonzept der Stadt kommt den Wäldern eine Schlüsselrolle zu. Für den Stadtwald will der Rat ein Naturwaldkonzept auf den Weg bringen. Bielefeld ist zudem dem Bündnis für Biologische Vielfalt beigetreten. Der Widerspruch all dieser Programme und Konzepte zur aktuellen Forstpraxis im Stadtwald ist offensichtlich.
Dass Bäume auch ein wertvoller nachwachsender Rohstoff sind, dass die Verwendung von Holz für die Produktion langlebiger Produkte zum Klimaschutz beiträgt, stellt der BUND als Umweltverband nicht in Frage. Wir fragen aber: Ist es noch nachhaltig und verhältnismäßig, in solch einem Umfang alte, ökologisch besonders wertvolle alte Bäume zu fällen? Besonders in Anbetracht der großen Holzmengen, die aufgrund der Dürreschäden gerade in den letzten 4 Jahren im Stadtwald eingeschlagen wurden? Sind Eingriffe vertretbar, die wie in diesem Fall die Stabilität der aktuell besonders gestressten Buchenwälder gefährden? Müssen nicht in Anbetracht der Klimakrise gerade in einem solchen Stadtwald die Gemeinwohlfunktionen, besonders die Funktion für das Stadtklima, im Mittelpunkt stehen? Der BUND Bielefeld empfiehlt aus diesen Gründen, aktuell auf die Einschläge alter Eichen und Buchen im Stadtwald - sofern sie nicht aus Gründen der Verkehrssicherhit zwingend sind - zu verzichten und dabei insbesondere die Buchenwälder zu schonen. #stadtwaldbielefeld #forstbetrieb #umweltbetrieb #holzernte #BUNDBielefeld
Bildstrecke: Baumfällungen im Bielefelder Stadtwald am Zehlendorfer Damm im April 2022