Kreisgruppe Bielefeld

Buchensterben am Haller Weg nach Durchforstung

13. Oktober 2020 | Bäume, Bielefelder Wald, BUND, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Wälder

Vergleichsbilder zeigen die Auswirkungen der massiven Baumfällungen vom März 2019 – Freigestellte Buchen leiden besonders unter dem Klimawandel und zeigen Dürre- und Hitzeschäden

Buchensterben im Teuto am Haller Weg, Oktober 2020. Foto: BUND

Was ist los mit den Rotbuchen am Haller Weg in Bielefeld? Kronenspitzen sind teilweise trocken, die Kronen sehr schütter. Der Laubfall setzte hier schon im August ein. Nahe der Endhaltestelle Haller Weg zeigen die einzeln in einem Waldrest stehenden Rotbuchen in diesem Herbst Dürre- und Hitzeschäden. Aber wurden die Schäden alleine durch Klimawandel und Dürre verursacht?

Über Schäden an Buchen wird im dritten Dürrejahr seit 2018 häufig berichtet. Besonders an exponierten Standorten und auf besonders flachgründigen Böden mit geringem Wasserspeichervermögen sterben im Teutoburger Wald Buchen. Und insbesondere dort, wo sie nach Durchforstzungen alleine stehen und damit der Sonneneinstrahlung und Hitze besonders stark ausgesetzt sind. Dort, wo die Bäume noch dicht stehen, die Bäume sich gegenseitig noch schützen, sieht es überall deutlich besser aus. Hier gibt es noch ein kühleres Waldinnenklima, hier trocknen die Böden nicht so stark aus. Auch am Haller Weg oberhalb des hier gezeigten Bereiches sind diese Unterschiede deutlich zu sehen.

Wir erinnern deshalb an den März 2019. Damals wurde in diesem Wald ein massiver Eingriff vorgenommen. Geschätzt über 50 % der Altbuchen wurden gefällt und lagen wochenlang als Wertholzstämme am Wegrand. Nur wenige dieser Bäume waren eindeutig krank und eine Gefahr für Spaziergänger und Verkehrsteilnehmer auf dem Haller Weg. Der BUND hat diese Durchforstung damals kritisiert. Die nachfolgende Bildstrecke dokumentiert diesen Eingriff.  

Wir zitieren aus der damaligen BUND-Stellungnahme vom Mai 2019:

Vereinzelt erkrankte Rotbuchen erfordern keine massiven Eingriffe. Baumentnahmen in den Buchenwäldern müssen behutsam, einzeln erfolgen und dürfen das Ökosystem nicht gefährden. Wo möglich sollten alte und absterbende Bäume auch im Wald verbleiben, da sie für die Artenvielfalt besonders wichtig sind. Zu weiteren massiven Baumentnahmen, wie in diesem Frühjahr am Haller Weg, darf es nicht kommen! Solche Eingriffe widersprechen dem von der Stadt verfolgten Konzept der naturnahen Waldbewirtschaftung. Sie erhöhen zudem den Stress für die freigestellten verbliebenen Buchen, die dann besonders von Krankheiten wie der Weißfäule befallen werden und besonders leicht von Stürmen umgeworfen werden können.

Die Neue Westfälische berichtete am 11. Mai 2019 darüber:

https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/22452835_Bielefelds-Wald-stirbt-Nein-halten-die-Umweltschuetzer-der-Forst-entgegen.html

Buchenwald wird durchs Fällen geschwächt: Vereinzelte Bäume zeigten Symptome, aber die weite Mehrzahl überhaupt nicht. Sie sei stabil, eben, weil sie genau da stehe, wo sie von Natur aus wachse. Und so ärgert es Niemeyer-Lüllwitz, dass nun auch sehr viele Buchen gefällt worden sind. Er zeigt gefällte Bäume, die "keinerlei Schäden haben". Seine Kritik: "Hier wird der Buchenwald geschwächt, nur weil man glaubt, die Bäume könnten in Zukunft einmal krank werden." Dann sei das Holz aus wirtschaftlicher Sicht unbrauchbar, nun aber könne es noch vermarktet werden. Also werde gefällt und verkauft - wenn auch auf dem eingebrochenen Holzmarkt für kleineres Geld, aber immerhin. Leider werde so stark ausgelichtet, dass übrigbleibende Buchen teilweise fast alleine stünden - "und genau das mag die Buche gar nicht". Folge: weiterer Stress für die vereinzelten Bäume.

Nach zwei weiteren extremen Sommern ist jetzt das eingetreten, was der BUND damals vorausgesagt hat: Auch die damals verbliebenen gesunden Buchen sind großenteils geschwächt und krank. Ihre Stämme sind jetzt voll der Sonne ausgesetzt, der Boden ist nicht mehr beschattet und trocknet stärker aus. Das reduziert die Wasservorräte im Boden. Leider wurde damals kein Totholz im Wald belassen. Es hätte als Bodenschutz und Wasserspeicher die Wasserverluste mindern können. Die verbliebenen Altbuchen haben kaum noch eine Zukunft und werden vermutlich ebenfalls bald gefällt, weil sie für Spaziergänger im Wald zu einer Gefahr werden können.

Hier wurde ein Stück Buchenwald durch Baumfällungen so stark geschwächt, dass am Ende alle Altbäume absterben. Zum Glück zeigt sich am Boden Naturverjüngung, aber bis diese jun gen Bäume sich zu einem Hochwald entwickeln dauert es Jahrzehnte. Fazit: Klimawandel mit Dürre und Hitze lässt Bäume sterben, Fortwirtschaftschaftliche Eingriffe besonders in Buchenwäldern tragen zum Baumsterben bei.   

Bildstrecke: Buchensterben im Teutoburger Wald am Haller Weg im Oktober 2020. Der Wald wurde hier im März 2019 massiv durchforstet, über 50 % der Altbuchen wurden damals gefällt. 

Bildstrecke: Noch intakte  Buchenwaldbereiche mit überwiegend gesunden Rotbuchen und dichtem Kronendach am Haller Weg und oberhalb des Haller Weges, September 2020.

Bildstrecke: Massive Baumfällungen im Buchenwald am Haller Weg im März 2019. Über 50 % der Bäume gefällt. Große Lücken im Buchenwald verstärken jetzt den Dürre- und Hitzestress für die verbliebenen, freigestellten Buchen. 

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