Kreisgruppe Bielefeld
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Jahrhundertgift belastet Reiherbach - BUND wendet sich an die Stadt

29. März 2025 | BUND, Umweltgifte

Einleitung von mit PFAS belastetem Abwasser stoppen

Bielefekd, 25.3.2025 | „Jahrhundertgift verseucht Naturidylle“ – solche Meldungen schreckten im März viele Menschen im Bielefelder Süden auf.  Im Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz und der Bezirksvertretung Senne hatte das Umweltamt über Belastungen des Reiherbaches berichtet.

Worum geht es? Oberboden, Grundwasser und der Reiherbach unterhalb der ehemaligen Rieselfelder der Fa. Windel sind extrem mit der „Ewigkeitschemikalie“ PFAS (per- und polyfuorierte Alkylverbindungen) belastet. Besonders mit der Substanz PFOS (Perfluoroctansulfonsäure). Diese Stoffe wurden seit den 1950 Jahren produziert und bei der Fa. Windel z.B. für die Textilveredlung eingesetzt. Da sich die Stoffe im Menschen anreichern, gefährden sie auch unsere Gesundheit.

Schon im Grundwasserbericht 1994 der Stadt Bielefeld wurde über die Vielzahl von anorganischen und organischen Verunreinigungen im Bereich der ca. 90 ha großen ehemaligen Abwasserbehandlungsflächen berichtet. Über 100 Hausbrunnen mussten im Bereich Windflöte aufgrund der Belastung stillgelegt werden. In Friedrichsdorf betrifft es möglicherweise weitere 300 Hausbrunnen. Die Kosten wurden seinerzeit nur zu einem sehr kleinen Teil von der Fa. Windel übernommen.

Das Umweltamt stellte schon 2015 fest, dass “der Grundwasserschaden im großtechnischen Maßstab aus wirtschaftlichen und energetischen Gründen nicht sanierungsfähig ist“. Wenig Hoffnung, so der BUND, verspricht die beauftragte Machbarkeitsstudie, denn eine Sanierung ist so gut wie nicht möglich ist. PFAS stellen auch in anderen Teilen von OWL in Oberflächengewässern ein Problem dar. Der BUND hat bei einer bundesweiten Untersuchung 2023/24 in Leitungswasserproben und sogar in drei von fünf untersuchten Mineralwässern entsprechende Schadstoffe nachgewiesen.

Vor diesem Hintergrund wendet sich jetzt der BUND Bielefeld mit Vorschlägen zum Umgang mit diesem Jahrhundertgift an die Stadt. Dr. Manfred Dümmer, Grundwasserexperte des BUND: „Wichtig ist jetzt, über die Ursache des Auftretens von PFAS in der Kläranlage des Öko-Tech Park aufzuklären und dort die Einleitung von belasteten Abwässern in den Reiherbach einzustellen. Die letzte noch bestehende Ausnahmegenehmigung für den Einsatz von PFAS muss auslaufen und es darf keine Verlängerung mehr geben“.

Notwendig sei zudem eine umfangreiche Beprobungs- bzw. Analysen-Kampagne im ganzen Stadtgebiet unter Berücksichtigung der entsprechenden ehemaligen und aktuellen Industrie- und Gewerbe-Standorte. Dabei müssten die häufig eingesetzten Substanzen Benzotriazole und Trifluoressigsäure (TFA) mit untersucht werden. TFA ist das kleinste Molekül der PFAS und in der Umwelt sehr mobil. Zudem fordert der BUND die Veröffentlichung aller Daten im Rahmen eines neuen Grundwasserberichtes. Nach 30 Jahren sollte dies durch das Umweltamt möglich sein.

BUND-Vorstandsmitglied Adalbert Niemeyer-Lüllwitz: „Bei neuen Einsatzstoffen sollte eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung selbstverständlich sein, und generell müssten die Verursacher für Schäden in die Verantwortung genommen werden. Nur so kann die weitere Belastung von Boden, Grundwasser und Oberflächengewässer sowie die Gesundheitsgefährdung durch Anreicherung im Menschen unterbunden werden. Notwendige Sanierungsmaßnahmen – soweit überhaupt technisch möglich – müssen von den Herstellern und Verwendern der PFAS-Substanzen finanziert werden“.

Der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert, dass die Hersteller und die Importeure der PFAS-haltigen Stoffe in einen Fonds einzahlen, aus dem die Sanierung - soweit überhaupt möglich - betroffener Flächen, die Aufbereitung des Grundwassers und die Neuerschließung von Brunnen bezahlt werden. Dem schließt sich der BUND ausdrücklich an.

BUND-Infoseite zu PFAS 

 

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