In Ihrem Wochenkommentar kritisiert Jeanette Salzmann, Redaktionsleiterin der NW Gütersloh, die Baugenehmigung für die Hagedorn-Reiterranch. Unter der Überschrift „Jeder schnappt sich, was er kriegen kann“ begründet sie, warum der Bau uns alle angeht. Hier einige Auszüge aus dem Kommentar:
Würde der Schutz der Umwelt nicht beschützt durch unsere Baugesetze, wäre der Ausverkauf der Natur in unserer jetzigen Phase wohl beschlossene Sache. Wir rauben uns aus. Jeder schnappt sich so viele Quadratmeter, wie er kriegen kann. Es ist die Zeit, in der Wünsche wahr werden. Eine eigene Pferderanch? Ein Traum! Barbara Hagedorn will ihn verwirklichen. Die Bürger gucken fassungslos zu. Es ist keine Neid-Debatte in diesem Tagen rund um das Grundstück Brockhagener Straße 285. Es ist eine Klimaschutzdebatte. Und im Kern eine Debatte um gesellschaftliche Gerechtigkeit, die herauf beschworen wird. „Warum darf die das? fragt sich der Zuschauer staunend. Weil die zuständige Behörde das genehmigt hat. „Warum hat die das?“ Hierauf fehlt die Antwort.
Clemens Tönnies hatte mehr Glück. Als er Ende der 1990er Jahre das Anwesen am Bänischsee in Rheda als entlegenes Idyll entdeckte und mit einem Privathaus bebaute, war der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) noch zahm. Grundsätzlich durfte auch damals im Außenbereich nicht gebaut werden. „Warum darf der das?“. Weil die zuständige Behörde es ihm erlaubt hat. „Warum hat die das?“
Man kann den § 35 des Baugesetzes aushebeln. Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Bebauung des Außenbereiches gestattet werden. Die Hürden sind hoch. Sie haben schon so manchen verzweifeln lassen, Barbara Hagedorn weiß das. Sie ist Geschäftsführerin eines Bauunternehmens. „Reitsportanlagen gehören wie andere Sportanlagen nicht zu den im Außenbereich privilegierten Vorhaben und zwar auch dann nicht, wenn sie von einem Landwirt betrieben werden“, heißt es im Gesetz. Also muss man Wege finden, wenn ein Traum wahr werden soll.
Wie geht es jetzt weiter? Ein Rückbau bis hin zur Wiese, die hier einmal war? Ein amüsanter Gedanke, der kaum vorstellbar ist. Aus Gründen des Klimaschutze müsste aber genau dieses erfolgen, wenngleich das Biotop auf Jahre hinaus zerstört ist. Bauen im Landschaftsschutzgebiet muss tabu sein, und um dieses Ausrufungszeichen auch für hochbezahlte Anwälte deutlich zu setzen, müsste jeder Grashalm mit einer Entschuldigung an seinen Platz zurückgesetzt werden. Wir verhöhnen uns selbst, wenn mit der Umsetzung privater Wünsche die definierten Lebensgrundlagen aller anderen Bürger entzogen werden dürfen. Die Stadt Bielefeld hat den Klimanotstand erklärt und die Eindämmung der Klimakrise als Aufgabe von höchster Priorität anerkannt.
Und der Hohn geht weiter: In einem öffentlichen Podcast erklärt Barbara Hagedorn am 12. Oktober die „DNA der Firma Hagedorn“ in drei Worten „Ehrlich, fair, verbindlich“. Dieser Wertekodex würde vorgelebt. Die Revitalisierung von Großgrundstücken gehöre inzwischen zum Hauptgeschäft. Flächenrecycling nennt man das. „Somit brauchen wir die grüne Wiese nicht mehr anzufassen“.
Dazu ein Kommentar des BUND: Wenn also Frau Hagedorn nach ihrer Unternehmens-DNA sagt, man brauche für Bauvorhaben "die grüne Wiese nicht mehr anzufassen", fragen wir uns, warum sie für ihr Bauvorhaben nicht auf ein solches, von ihr saniertes Großgrundstück zurückgegriffen hat. Aktuell saniert sie z.B. gerade das Großgrundstück der ehemaligen Firma Gronemeyer & Bank in Steinhagen, nachdem sie es erworben hat. Da wäre doch viel Platz für ihre Reiter-Ranch!
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