Fast 4.000 Unterschriften an den Oberbürgermeister, überreicht an den Verkehrsdezernenten Martin Adamski, von Kai Schulte, Parents4 Future Bielefeld und Petra Schepsmeier, BUND Bielefeld. Foto: BUND
Für den Erhalt der Johannisbachaue haben 3.821 Menschen in Bielefeld unterschrieben – allein 500 Erwachsene und Kinder, die beim Auenfest im Juni den Mitmachstand von BUND und Parents4Future besucht hatten. Viele Familien konnten vor Ort erleben, von welch unschätzbarem Wert die Johannisbachaue als Erholungsraum, für den Artenschutz und als Wasserrückhalteraum bei Starkregen ist.
Auf diese letzte große naturnahe Aue im Bielefelder Raum drückt eine Bedrohung aus Großkreuzung L712n, Ausbau Herforder und Grafenheider Straße sowie zusätzlich das ICE-Neubaustreckenprojekt Bielefeld-Hannover. Jetzt überreichten Kai Schulte von Parents4Future und Petra Schepsmeier vom BUND der Stadt Bielefeld symbolhaft die 3.821 Unterschriften für den Erhalt der Johannisbachaue. „Den wenigsten Menschen in Bielefeld war bekannt, welche Ausmaße und Folgen die geplanten Straßenprojekte haben,“ erinnern sich die beiden an ihre vielen Gespräche dazu.
„Mit diesen Unterschriften haben wir Momentaufnahmen aus der Bürgerschaft eingesammelt“, sagt Kai Schulte. „Ich bin sicher, dass ungleich viel mehr Bielefelder sich wünschen, die Johannisbachaue zu bewahren. Verwaltung und Politik muss doch der Wert der Aue bekannt sein! Es muss gelingen, große Teile dieses einmaligen Natur- und Erholungsraums zu erhalten und nicht Stück für Stück für Verkehrsprojekte zu opfern!“
Bei der Unterschriftenübergabe betonte Dezernent Martin Adamski: „Für den Anschluss L712n ist originär das Land zuständig. Das Thema ist hinterlegt mit eindeutiger politischer Beschlusslage. Das Planfeststellungsverfahren ist abgeschlossen und gerichtsfest entschieden worden.“
„Dieses achtspurig geplante Kreuzungsbauwerk plus Ausbau Herforder Straße/Grafenheider Straße ist völlig überdimensioniert“, entgegnet Petra Schepsmeier. „Uns ist bewusst, dass der Bau der übergroßen Kreuzung wider besseren Wissens unverändert vorangetrieben wird. Daher werden wir uns auch künftig intensiv dafür einsetzen, dass zumindest der Ausbau der Herforder Straße nicht wie geplant kommen wird. Das Projekt widerspricht eklatant den vom Rat der Stadt Bielefeld beschlossenen Zielen für den Klimaschutz und die Verkehrswende. Diese Straßenneubauprojekte erzeugen zusätzlichen Autoverkehr und verschärfen die Probleme, die Bielefeld ohnehin mit dem Verkehr hat.“
„Wenn wir das heute planen würden, dann würden wir es anders machen“ zitiert die BUND-Vorstandsfrau die Bielefelder Politik. „Ja, dann machen Sie es jetzt anders!“ sagt Schepsmeier. „Jede neu asphaltierte Fläche ist verloren für Tiere, Pflanzen, Temperaturausgleich und Wasserhaushalt. Was mit der Herforder Straße passieren wird, hat maßgeblich die Stadt Bielefeld in der Hand.“ Vier neue Spuren neben der heutigen Straße, wie bislang geplant, würden alle Beschlüsse der Stadt zur nachhaltigen Verkehrs- und Flächenentwicklung ad absurdum führen.
Und auch das überdimensionierte Kreuzungsbauwerk kann noch verändert werden. Das Land NRW kann ein Ergänzungsverfahren einleiten. Wir zitieren NRW-Verkehrsminister Krischer vom 18.2.2022 in Bielefeld: „Wenn die Stadt ein Signal gibt, dass sie nicht will, dann wird das Land das nicht bauen.“
„Mit dem Bündnis Verkehrswende OWL fordern wir ein Moratorium. Wir bitten Sie, sehr geehrter Herr Dezernent für Mobilität und Klimaschutz, sich ernsthaft der Zusammenhänge anzunehmen. Bitte helfen Sie dabei, in Bielefeld zu reflektieren, was diese geplanten Straßenprojekte anrichten und setzen Sie sich dafür ein, das absurde Kreuzungsbauwerk so umzuplanen, dass zumindest eine deutlich abgespeckte Lösung für die Herforder Straße und eine sinnvolle Trasse für einen Radschnellweg möglich werden.“