Bielefeld, 27.8.2024 | Die Bahn hat jetzt ihre Trassenvorschläge für den Neubau der ICE-Strecke Bielefeld-Hannover bekannt gegeben. Der BUND Bielefeld sieht darin seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Ein bestandsnaher Ausbau wird verworfen, an der Beschleunigung der Fahrzeit um 17 Minuten wird festgehalten. Um dieses Ziel zu erreichen bleibt aus Sicht der Bahn nur der überwiegende Neubau einer Betontrasse, die massiv in Natur und Landschaft eingreifen würde.
Besonders drastisch wäre das ökologisch wertvolle Johannisbachtal in Bielefeld betroffen. Denn hier favorisiert die Bahn einen Neubau, der parallel zur bestehenden Trasse vor dem Viadukt abzweigt und dann das Tal zerschneidet. Nahe dem Hallhof soll der Johannisbach mit einem Brückenbauwerk überquert werden. Im übrigen Tal soll die Trasse dann auf einem Damm verlaufen und zwischen Brake und Milse erneut den Bach überqueren. Schützenswerte Feuchtgebiete in der Aue würden so unwiederbringlich zerstört. Dazu erklärt Jürgen Birtsch für den BUND-Vorstand: „Auf von der Bahn verbreiteten Abbildungen wird der geplante Eingriff verharmlost. Bilder zeigen ein Brückenbauwerk mit geradezu filigranen dünnen Betonpfosten mitten in der Bachaue. Reale Bilder solcher ICE-Bauwerke machen klar, dass ein solches Bauwerk und erst recht die auf einem Damm geführten Abschnitte die Aue unweigerlich zerstören werden“.
Von den 12 bisher vorgestellten Trassenvarianten sehen nach Angabe der Bahn alleine sieben genau diesen Abzweig der neuen Bahntrasse in Schildesche vor. Die Bahn erläutert die möglichen Varianten bei Bielefeld wie folgt: „Wir stellen fünf Anbindungen vor. Die beiden Anbindungen Schildesche und Brake erfüllen die Planungsvorgaben am besten und werden voraussichtlich weiter untersucht. Die dritte Anbindung nach Herford würde nötig, wenn die neuen Gleise nördlich von Herford geführt werden. (…) Die vierte Anbindung Viadukt-Ost hätte sehr starke Eingriffe in Wohnbebauung zur Folge. Die fünfte Anbindung Viadukt-West erfüllt die Fahrzeitvorgabe nicht. Darum untersuchen wir diese beiden Anbindungen nicht weiter“. Die Bahn identifiziert danach folgende Merkmale der Anbindung Schildesche: „Im Vergleich am besten, kürzeste Fahrzeit, keine Siedlungs- und Gewerbeflächen betroffen, Eingriff ins Johannisbachtal durch neue Brücke“. Im Ergebnis spreche damit alles für diese Variante: „Da die Anbindung Schildesche im Vergleich zu anderen Alternativen weniger Eingriffe bedeutet und baulich am besten umsetzbar ist, werden wir diese genauer betrachten. Für die weiteren Planungen ist die Anbindung Schildesche daher die Grundlage.“
Dazu Jürgen Birtsch: „Mit dem Plan der Bahn werden massive Eingriff ins Johannisbachtal bewusst in Kauf genommen. Der BUND unterstützt im Sinne der Klimaziele den Ausbau des Bahnnetzes und auch der Bahnverbindung nach Hannover. Alleine die geplanten Eingriffe auf Bielefelder Gebiet zeigen aber, dass der Bau einer Neubautrasse alles andere als natur- und klimafreundlich ist. In unserer bisherigen Kritik an diesem Milliardenprojekt sehen wir uns zusammen mit den meisten Kommunen in OWL bestätigt. Zusammen mit unseren Partnern werden wir alles daransetzen, dieses Projekt zu verhindern“.
Der BUND fordert auch den Rat der Stadt Bielefeld auf, sich in diesem Sinne für einen natur- und klimaverträglichen Ausbau des Bahnnetzes einzusetzen. Die Stadt Bielefeld solle endlich klare Signale an die Bahn senden, dass eine Zerstörung des Johannisbachtales von der Bielefelder Stadtgesellschaft nicht hingenommen werde. Zugleich müsse die schon lange geplante Unterschutzstellung dieser hochschützenswerten Auenlandschaft am Johannisbach endlich auf den Weg gebracht werde.
Weitere Infos:
Vorstellung der Trassen-Korridor-Varianten der Bahn
Vorstellung der Trassen-Korridor-Varianten der Bahn mit Hinweisen zu den Orten an den Trassen
Infos zum Bahnprojekt auf der BUND-Seite
Bildstrecke: Bilder zu den ICE-Trassenvorschlägen der Bahn im Johannisbachtal