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FFH-Buchenwald: Kahlschläge und Aufforstungen

02. April 2025

Teutoburger Wald bei Borgholzhausen: Kahlschläge im FFH-Buchenwald und Aufforstungen von Douglasie und Küstentanne

Teutoburger Wald bei Borgholzhausen: Kahlschlagfläche im FFH-Buchenwald. Foto: BUND

Borgholzhausen, 3.4.2025 | Nahe dem Luisenturm bei Borgholzhausen wurde im Teutoburger Wald eine ca. 0,7 ha große Buchenwaldfläche kahl geschlagen. Es handelt sich im Privatwald, der als Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet streng geschützt ist. Eine Nachbarfläche wurde mit nichtheimischen Douglasien und Küstentannen aufgeforstet. Der BUND nimmt dazu kritisch Stellung und sieht auch das Naturschutzrecht dabei verletzt. Dass Regionalforstamt verteidigt die Maßnahmen.  

Pressemitteilung der BUND-Kreisgruppe Gütersloh

Waldeingriffe - in Borgholzhausen wurde eine riesige Fläche Buchenwald gerodet, daneben wachsen neue nichtheimische Nadelbäume – mit Zuspruch des Regionalforstamts OWL. Der BUND bezieht Stellung.

Birgit Lutzer, Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe Gütersloh, versteht das Anliegen vieler Waldbesitzer. „Für sie ist ihr Baumbestand in erster Linie ein Wirtschaftsgut. Nadelbäume wachsen schneller als Laubbäume und bringen früher Ertrag.“

Dass auf dem großen Areal in der Nähe des Luisenturms auch alle jungen Buchen gefällt wurden, deute darauf hin, dass eine Aufforstung mit anderen Baumarten geplant sei.

„Angesichts des Klimawandels setzen Waldbauern dabei vermehrt auf hitze- und trockenheitsresistente Arten.  Darunter seien auch eingeführte fremdländische Bäume wie Douglasie und Küstentanne. „Die Eingriffe in Borgholzhausen sind dafür ein Paradebeispiel.“

Aufforstung mit Douglasie und Küstentanne im FFH-Wald tabu

Lutzer unterstreicht, das Handeln der Verantwortlichen in Pium und an vielen anderen Orten stehe in Widerspruch zu den Zielen des BUND. „Eingeführte Baumarten sollten für Aufforstungen in FFH-Schutzgebieten tabu sein.“ Naturnahe Mischwälder mit heimischen Baumarten seien deutlich widerstandsfähiger gegenüber den Klimafolgen. „Wir sehen den Wald als Allgemeingut, das in seiner ökologischen Vielfalt erhalten bleiben muss“, schließt sie.

Die Eingriffe in Borgholzhausen sind laut Medienberichten mit Zuspruch aus dem Regionalforstamt OWL erfolgt. Wenn BUND-Landesvorstandsmitglied Adalbert Niemeyer-Lüllwitz das Waldbaubaukonzept des übergeordneten Landesbetriebs Wald und Holz NRW liest, kann er nur mit dem Kopf schütteln. Darin heißt es ausdrücklich: „In FFH-Gebieten ist grundsätzlich kein Einbringen lebensraumfremder Baumarten zulässig“ (S. 38). Dass die zuständige Försterin diese Pflanzungen rechtfertigt, löst größte Irritationen bei den Naturschützern.

Kahlhieb von 0,7 ha im FFH-Gebiet nicht zulässig

Niemeyer-Lüllwitz: „Auch der Kahlhieb ist weit entfernt von einer durch das Land empfohlenen, naturgemäßen und nachhaltigen Forstwirtschaft.“ Nahe dem Luisenturm wurden ca.0,7 ha Buchenwald kahlgeschlagen. Zulässig sich in Naturschutz- und FFH-Gebiete  nur maximal 0,3 ha. Darin sieht der BUND auch einen Verstoß gegen das Naturschutzgesetz.

Auch BUND-Landesvorstandsmitglied Adalbert Niemeyer-Lüllwitz betont, Entscheidungen für wirtschaftlich attraktive, gebietsfremde Nadelbäume beschleunigten den Wandel der Wälder. „Werden Monokulturen von Schädlingen befallen, breiten diese sich in Windeseile aus. Wie bei der Borkenkäferplage führt das zu immer mehr Kahlflächen.“ Diese heizten sich in der Sonne stark auf, wodurch natürliche Waldverjüngung erschwert werde. Gleichzeitig stiegen die Temperaturen, und Extremwetterphasen dauerten länger. „Das ist eine zusätzliche Belastung für den Wald. Die aktuellen Entwicklungen gefährden die ökologische Stabilität.“

Der BUND fordert daher Waldbesitzer und das Regionalforstamt OWL auf, diese wissenschaftlich belegten Fakten ernst zu nehmen und viel stärker in ihre Entscheidungen einzubeziehen. Niemeyer-Lüllwitz: „Ein zukunftsfähiger Wald braucht artenreiche, klimaresiliente Mischwälder statt kurzfristig profitabler Monokulturen.“

0,7 ha große Kahlschlagfläche nahe dem Luisenturm - Karte TIM-Online (PDF)

Haller Kreisblatt: Bürger erschrocken – Warum dieser Kahlschlag

Haller Kreisblatt: Kritik an neuen Bäumen in Borholzhausen

 

Bildstrecke: Kahlschlag eines Buchenwaldes im Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet nahe dem Luisenturm, Borgholzhausen. 

Nach TIM-Online ist die Fläche ca. 0,7 ha groß. Alle Buchen, auch viele junge Bäume (die Zukunft eines Buchenwaldes), wurden flächig eingeschlagen. Auch die älteren Bäume waren überwiegend nicht krank, wie die Baumscheiben deutlich zeigen. Die Fläche wurde flächig mit Harvester befahren, Bodenverdichtungen sind deutlich erkennbar. In FFH-Gebieten sind solche Kahlhiebe nur bis zu einer Flächengröße von 0,3 ha naturschutzrechtlich zulässig. Das Ziel des FFH-Gebietschutzes,  Schutz und Erhalt europäischer Buchenwälder, wurde verletzt. 

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