Bielefeld, 31.05.2022 | An der Beckerstraße in Heepen plant die Verwaltung den Bau einer Kita. Dafür soll der dort vorhandene Wald gerodet werden. Leider besteht hier aufgrund eines über 50 Jahre alten Bebauungsplanes noch Baurecht. Aufgrund der betroffenen Belange des Stadtklimas und des Naturschutzes ist eine Rodung des Waldes aber ausgesprochen fragwürdig. In einer ausführlichen Stellungnahme fordert der BUND deshalb den Erhalt des Waldes.
„Es handelt sich beim Wald am Schlaudenbach um einen ökologisch besonders wertvollen naturnahen Laubmischwald“, so BUND-Sprecher Jürgen Birtsch. Besonders wertvoll mache den Wald, dass er nicht aus einer Aufforstung, sondern aus natürlicher Sukzession hervorgegangen sei. Es haben sich ohne Einfluss des Menschen Baumarten selbst angesiedelt, die von Natur aus dort eine Waldgesellschaft bilden. So konnte sich ein Wildniswald entwickeln, der aufgrund des dichten Unterholzes weitgehend unzugänglich ist. „Unter dem Kronendach hat sich dichte undurchdringliche Gehölzvegetation aus Sträuchern und jungen Bäumen entwickelt. Diese naturnahe Struktur und der Totholzanteil machen den Wald zu einem besonders wertvollen Biotop für störempfindliche Vogel- und Säugetierarten, zudem für seltene Insekten (Totholzkäfer) und Pilze“, so BUND-Vorstandsmitglied Adalbert Niemeyer-Lüllwitz. Der Umweltbetrieb habe in der Onlinekarte „Grünflächen“ hier über 100 Laubbäume kartiert. Damit ist der Wald als bedeutsame Grünfläche erfasst. Das Zielkonzept Naturschutz der Stadt Bielefeld bewerte die Waldfläche deshalb mit dem Prädikat: „Hohe Naturschutzfunktion im Siedlungsbereich“.
Es handele sich beim Schlaudenbach-Wäldchen um eine Waldinsel inmitten bebauter Flächen. Der Baumbestand sei für das Stadtklima aufgrund seiner im Sommer abkühlenden Wirkung bedeutsam, so der BUND. Das Klimaanpassungskonzept der Stadt bewerte die Fläche deshalb mit der Farbe dunkelgrün als „schützenswerte Grünfläche erster Priorität“. Danach sei hier jegliche Bebauung „nicht empfehlenswert“. Die Planungshinweiskarte Starkregen der Stadt weise den Wald mit der Aue des Schlaudenbaches zudem als wichtiger natürlicher Rückhalteraum für Starkregen aus. „Damit trägt der Wald dazu bei, dass die Ortslage von Heepen im Bereich der Weser-Lutter weniger durch Hochwässer gefährdet wird“, so Jürgen Birtsch.
„Kindertagesstätten werden für die Zukunft unserer Kinder gebaut. Eine gute Zukunft unserer Kinder wird aktuell durch den Klimawandel in Frage gestellt. Die Stadt hat das mit der Erklärung des Klimanotstandes anerkannt. Wir erwarten in dieser Situation gerade von der Stadt Bielefeld, dass sie sich konsequent für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder in dieser Stadt einsetzt und klimawirksames Grün schützt“, so Adalbert Niemeyer-Lüllwitz. Ein alter Baum sei schnell gefällt. Damit er durch einen nachgepflanzten wirksam ersetzt werden könne, dauere es viele Jahrzehnte. Der BUND fordert deshalb die Stadt auf, die benötigten Kitaplätze an einem anderen, natur- und klimaverträglichen Standort zu bauen und diesen Wald als wertvolle Grünfläche dauerhaft zu sichern.
Stellungnahme des BUND zum Schlauderbach-Wäldchen (PDF)
Bildstrecke: Das Schlaudenbach-Wäldchen in Heepen ist absolut schützenswert!