Die Bielefelder Umweltverbände Pro Grün und BUND zeigen sich entsetzt über den Ratsbeschluss, in dem eine neue ICE-Schnellbahntrasse von Bielefeld nach Hannover befürwortet wird. Dazu erklärt Jürgen Birtsch für den BUND-Vorstand: „Die Mehrheitsfraktionen im Rat der Stadt Bielefeld setzen sich für eine dauerhafte Unterschutzstellung der Johannisbachaue ein. Dafür muss der Regionalplan geändert werden. Entsprechende Beschlüsse der Stadt liegen vor. Die gleichen Fraktionen sind nun Teil einer breiten Mehrheit im Rat, die aktuell aus dem regionalen Konsens gegen den Neubau einer natur- und umweltzerstörenden ICE-Strecke zwischen Bielefeld und Hannover ausschert“. Auf Bielefelder Stadtgebiet hätte dies zur Folge, dass die neuen Bahngleise im Norden von Schildesche von der Bestandstrasse in östlicher Richtung abzweigen können, und zwar mitten durch die Johannisbachaue. Begründet wird dies mit dem Vorrang des Klimaschutzes und den Vorteilen einer schnellen ICE-Anbindung für die Stadt. „Der Bau und Betrieb einer Schnellbahntrasse ist jedoch alles andere als klimafreundlich. Das ist ein Grund, warum der BUND und alle anderen Naturschutzverbände in NRW und Niedersachsen sich gegen eine Prestige-Neubautrasse aussprechen“ so Jürgen Birtsch.
„Wann begreifen die politischen Entscheidungsträger endlich, dass Klimaschutz ohne Natur- und Artenschutz sinnlos ist? Wie schizophren muss man sein, um eine hochschutzwürdige Auenlandschaft als Naturschutzgebiet auszuweisen und gleichzeitig für deren mögliche Zerstörung zu votieren?“ fragt dazu Prof. Dr. Tillman Rhode-Jüchtern, Vorsitzender von Pro Grün. Und weiter: „Wir als Umweltverbände engagieren uns für Klimaschutz und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Wir unterstützen deshalb den Ausbau der Bahnstrecke Bielefeld-Hannover“. Aktuell halte die Bahn aber aufgrund der Vorgabe des Bundes an eine Zielfahrzeit von 31 Minuten fest, was nur durch kompletten Neubau eine Betontrasse erreichbar wäre. „Eine solche Neubautrasse ist weder klimaverträglich noch naturverträglich zu bauen. Das zeigt besonders der mögliche naturzerstörende Bauabschnitt im Johannisbachtal“, so Tilman Rhode-Jüchtern.
Der Rat hat seinen Beschluss vor allem mit der Umsetzung des Deutschlandtakt begründet. Die Umweltverbände fordern aber schon lange eine Überarbeitung des aktuellen 3. Gutachterentwurfs zum Zielfahrplan: „Denn die engen Taktvorgaben zwingen an vielen Stellen im Netz zu klima- und naturunverträglichen sowie extrem kostenträchtigen Neubaumaßnahmen“, so die Umweltverbände in ihrer Erklärung. Pro Grün und BUND fordern deshalb den Rat auf, seinen Beschluss dahingehend zu korrigieren, dass der Ausbau der ICE-Strecke auch entlang der Bestandstrasse möglich bleibt und eine Zerstörung des Johannisbachtales ausgeschlossen wird.
Herforder Erklärung der Kommunen zur ICE-Trasse (PDF)
Ratsbeschluss zur ICE-Trasse (PDF)
Diesr Vewaltungsvorlage zur Untersützung der Herforder Erklärung folgte der Rat ausdrücklich nicht:
Beschlussvorlage der Verwaltung (PDF)
Ratssitzung am 13.9.2023 - Protokollauszug (PDF)
Bericht aus der Neuen Westfälischen Zeitung vom 17.10.2023
Leserbrief von Godehard Frantzen, Sprecher Verkehrswende OWL