Kreisgruppe Bielefeld

Fichtensterben: Keine Kahlhiebe - Wiederbewaldung mit der Natur!

22. November 2020 | Bäume, Bielefelder Wald, BUND, Klimawandel, Lebensräume, Naturschutz

Neue Studie des BUND NRW „Wald, Forst und Borkenkäfer“ zum Umgang mit Fichtensterben und Borkenkäfer. Bleiben tote Fichten im Wald, fördert das die Wiederbewaldung, Schäden am Waldökosystem werden vermieden.

Natürliche Wiederbewaldung mit Buchen unter dem Schirm abgestorbener Fichten. Foto: A. Niemeyer-Lüllwitz

Der neue Waldzustandsbericht macht deutlich: Die Klimakrise mit Dürre und so begünstigten Borkenkäfern führt zu großflächigem Absterben von angepflanzten, nicht standortgerechten Fichtenforsten. Auch im Bielefelder Stadtwald. Anstatt jetzt konsequent auf Klimaschutz und eine natürliche Waldentwicklung zu setzen, stehen überall großflächige Aufforstungsprogramme auf dem Programm. Dazu werden noch großflächig Borkenkäferfichten gefällt, Flächen mit Forstmaschinen geräumt, Waldflächen dabei verwüstet. Besonders extrem können das Wanderer in Bielefeld zwischen Habichtshöhe und Eisernem Anton erleben.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert jetzt landesweit und auch in Bielefeld einen Stopp dieser massiven Eingriffe. Mit einer neu herausgegebenen 40-seitigen Studie „Wald, Forst und Borkenkäfer legt der BUND NRW dazu eine Auswertung neuerer Studien und Erfahrungen aus Forstwissenschaft und Waldökologie vor.

„Im Bielefelder Stadtwald, in dem Fichten auf ca. 20 % der Fläche angepflanzt wurden, ist der Kampf gegen Borkenkäfer gescheitert. Die nicht standortheimischen und unnatürlichen Fichtenplantagen haben keine Zukunft mehr", so Adalbert Niemeyer-Lüllwitz vom BUND Bielefeld. Wer jetzt noch tote Fichten flächig räumt, schadet dem Zukunftswald und dem Klima.

Die frei geräumten und trockenen Flächen würden denkbar schlechte Voraussetzungen für die Wiederbewaldung bieten. Besonders die Maschineneinsätze hätten Bodenverdichtungen und Schäden an der Naturverjüngung zur Folge, der Entzug der Biomasse führe zu noch stärkerer Austrocknung der Böden.

„Aus Sicht des Klimaschutzes sind die Kahlhiebe tausender Hektar Forstflächen in extrem kurzer Zeit ein Desaster!", so der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht. Denn dem Kohlenstoffspeicher Wald werden in kurzer Zeit enorme Mengen Holz entzogen, wodurch die Funktion als CO²-Senke in ihr Gegenteil verkehrt würde. Verbleiben die toten Fichten im Bestand, könnten sie noch Jahrzehnte als Kohlenstoff-Speicher wirken und zudem die Wasserspeicherfunktion des Waldbodens verbessern. „Sie wirken dabei auch noch als Schutzschirm für die Naturverjüngung des nachwachsenden Waldes und bereichern als Totholz die Artenvielfalt", so Niemeyer-Lüllwitz. Wiederbewaldung, auch mit ergänzenden Pflanzungen, würde so erleichtert.

Mit Forstschutz lassen sich die Eingriffe aus Sicht des BUND nicht mehr begründen. Der Ausbreitung der Borkenkäfer konnte in den drei letzten Dürrejahren trotz großflächiger Kahlhiebe nicht wirksam begegnet werden. Das Holz noch aus dem Wald zu holen und in Containern nach China zu verschiffen mache auch ökonomisch keinen Sinn mehr. Die Erlöse reichten, so die Auskunft vieler Waldbesitzer, gerade zur Deckung der Räumungskosten. 

Unbeachtet bleiben bei den Kahlschlägen aus Sicht des BUND auch naturschutzrechtliche Vorgaben des Arten- und Gebietsschutzes. Oftmals erfolgen die Eingriffe selbst in Naturschutz- und FFH-Schutzgebieten, z.B. dem Bielefelder FFH-Schutzgebiet Östlicher Teutoburger Wald, in denen der Schutz der Natur Priorität hat. Der BUND fordert deshalb den Rechtsvollzug durch die Forst- und Naturschutzbehörden, der in solchen Fällen eine FFH-Verträglichkeitsprüfung vorsieht.

Beim Umgang mit dem großflächigen Fichtensterben bedürfe es aus Sicht des BUND dringend einer Korrektur und neuer Lösungsstrategien, bei der die Belange des Natur- und Klimaschutzes vorrangig berücksichtigt werden. Dazu möchte der BUND mit der Politik, den zuständigen Behörden und den Waldbesitzern ins Gespräch kommen. Die Broschüre versteht sich als Einladung, sich mit den Argumenten fachkundiger Waldökologen und Praktiker im sachlichen Diskurs auseinander zu setzen, die die großflächigen Kahlhiebe in Frage stellen.

Download der BUND-Studie „Wald, Forst und Borkenkäfer“

Pressemitteilung des BUND Bielefeld

Bezug voraussichtlich ab Ende November: BUND NRW, Merowingerstraße 88, 40225 Düsseldorf, info@bund-nrw.net

Bildstrecke: "Wald, Forst und Borkenkäfer"

Bilder aus dem Teutoburger Wald im Bereich Ebberg und Eiserner Anton: Großflächige Kahlhiebe von Borkenfichten-Monokulturen, Naturverjüngung unter abgestorbenen Fichten. Bayerischer Wald: Natürliche Wiederbewaldung in Naturwäldern.  

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