Bielefeld 01.02.2022 | Der mögliche Verkauf eines stadteigenen Baumstreifens an der Gütersloher Straße sorgt in Brackwede für öffentliche Diskussionen. Ein Autohändler fühlt sich davon gestört und möchte die Bäume nach Erwerb der Grünfläche fällen. Die Verwaltung hat den Verkauf bisher abgelehnt. In Brackweder Facebook-Gruppen laufen dazu Debatten, an der sich auch Bezirkspolitiker beteiligen, die den Verkauf befürworten. Die Bezirksvertretung will in nichtöffentlicher Sitzung darüber entscheiden.
„Es geht hier um wertvolles öffentliches Grün in der Stadt, das allen Bürgern gehört. Dass die Öffentlichkeit von einer solchen Entscheidung ausgeschlossen wird, ist inakzeptabel“, so der BUND in einer Erklärung. Der BUND fordert dazu eine Erörterung im öffentlichen Teil einer Sitzung, bei der alle Fakten auf den Tisch kommen. Ein Verkauf des Baumstreifens widerspreche eindeutig dem öffentlichen Interesse, so der BUND. Gerade Straßenbäume hätten eine besondere Bedeutung für das Stadtklima. An vielen Straßen fehlten aufgrund enger Bebauung Bäume. In dem betroffenen Bereich sei der ca. 100 m lange Baumstreifen eine letzte Grün-Oase und ortsbildprägend. Einen vernünftigen Grund, die Bäume hier zu opfern, gäbe es nicht.
Der Autohändler begründet den Kaufwunsch damit, die Bäume würden den Blick auf sein Geschäft versperren. Er will die Stellplätze seiner Fahrzeuge an den Bürgersteig heranziehen, also den Grünstreifen nach Fällung der Bäume versiegeln. Der BUND fragt: „Will die Stadt ernsthaft zustimmen, dass mit einer solchen Begründung Bäume gefällt werden? Dass durch Bäume die freie Sicht auf einen Betrieb eingeschränkt wird, damit müssen in der Stadt unzählige Betriebe klarkommen. Wenn solchen Wünschen gefolgt würde, wäre es um viele Straßenbäume in der Stadt geschehen“.
Eine Ersatzpflanzung auf der Rückseite des Betriebes, wie vom Autohändler angeboten, ist aus Sicht des BUND weder sinnvoll noch ein angemessener Ersatz. Aktuell sind die dortigen Flächen versiegelt. Ob hier ein tragfähiger Standort für Baumpflanzungen hergestellt werden könne, sei zweifelhaft. Ausreichender Platz für große Straßenbäume stände dort auch nicht zur Verfügung. „Die stadtklimatische Wirkung von Straßenbäumen kann mit einer solchen Pflanzung nicht erzielt werden, und der Verlust einer öffentlichen, baumbestandenen Fläche ist damit nicht zu kompensieren. Die Stadt hat dann keinen Zugriff auf die dortigen Bäume. Eine solche Baumpflanzung hat keine sichere Zukunft“, so der BUND zu solchen Überlegungen.
„Ein Blick aus der Luft zeigt, welche immensen Flächen in dem betroffen Bereich schon von Autos beansprucht werden. Und dafür jetzt noch mehr Grün opfern, das der Stadt gehört? Das ist nicht im öffentlichen Interesse, dafür gibt es keine triftigen Gründe, dem darf kein Mandatsträger zustimmen“, so der BUND.
Den Hinweis, die Bäume seien in einem schlechten Zustand bzw. sogar „abgängig“ weist der BUND zurück. Dazu habe der Autohändler offenbar selbst durch nicht fachgerechte Rückschnitte beigetragen, die ohne Zustimmung der Stadt durchgeführt wurden. Der BUND fragt: „Will die Bezirksvertretung dieses rechtswidrige Handeln noch belohnen?“. Die Bäume seien überhaupt kein Hindernis für den Verkauf von Autos an dem Standort. „Uns sind in Bielefeld viele Unternehmen bekannt, die gezielt vor dem Haus, an der Straße und über Parkplätzen Bäume gepflanzt haben. Auch viele Unternehmen erkennen, dass mehr für den Klimaschutz in der Stadt getan werden muss“, so der BUND. Der BUND hofft, dass auch in diesem Fall die Einsicht wächst, dass ohne Grün und Bäume ein Leben in der Stadt undenkbar ist. Anstatt hier Bäume zu fällen, müsste der breite Grünstreifen durch ergänzende Baumpflanzungen aufgewertet werden.
Pressemitteilung des BUND (PDF)
Bericht im Westfalenblatt vom 14.1.2022
Bilder und Presseartikel zum Baumstreifen an der Gütersloher Straße