Der Totalausfall der Lennetalbrücke in Südwestfalen und die Rodungen in der Johannisbauaue in Bielefeld-Milse sind zwei Seiten derselben Medaille: der Landesbetrieb Straßen.NRW erzürnt hier wie da die Gemüter.
„Die Lösung dieser beiden Probleme in NRW liegt in ihrem Zusammenhang“, schreibt der BUND in einem Offenen Brief an Verkehrsminister Oliver Krischer sowie Politik und Presse in Bielefeld wie im Märkischen Kreis.
„Außergewöhnliche Herausforderungen verlangen neue Denkansätze und herausragende Entscheidungskompetenz,“ so Petra Schepsmeier vom BUND Bielefeld. „Deswegen bitten wir den Minister, unseren ebenso ungewöhnlichen wie naheliegenden Lösungsvorschlag für die mit diesen beiden Projekten verursachten Probleme ernsthaft zu prüfen.“
In der Aue des Bielefelder Johannisbachs wird gerodet und planiert, um ein riesiges Kreuzungsbauwerk vorzubereiten – ein Desaster für Biodiversität und Hochwasserschutz in Bielefeld. In Südwestfalen sind Wirtschaftsunternehmen und die Menschen verzweifelt, weil das Nadelöhr Lennebrücke über Nacht komplett kollabiert ist – ein Desaster mit 20jähriger Ansage. In beiden Fällen verantwortlich: Der Landesbetrieb Straßen.NRW.
„Straßenbau kann verbinden und Straßenbau kann zerstören“, schreibt der BUND Bielefeld, und regt an: „Statt den Menschen in Nachrodt-Wiblingwerde weiterhin Verfehlungen zuzumuten, zieht Straßen.NRW sofort alle Kräfte aus Bielefeld ab und kümmert sich mit dieser Verstärkung umgehend darum, dass die Region diesseits und jenseits der Lenne wieder verbunden werden. In Bielefeld nutze man die gewonnene Zeit und reflektiere ernsthaft, was diese geplante L 712n an neuen Problemen schaffen würde“.
„Auch wenn es für die L 712n Baurecht gibt, folgt daraus nicht zwangsläufig auch Baupflicht“, schreibt der BUND weiter. In der Johannisbachaue würde gerodet und planiert – ohne dass wichtige Fragen auch nur ansatzweise beantwortet wurden – „sei es die Dimensionierung des Kreuzungsbauwerkes, sei es der Abfluss des mit dieser Straße verursachten zusätzlichen Verkehrs über die B 61“. Diese aus der Zeit gefallene Maßnahme, deren Planung auf die 1970er Jahre zurückgehe, widerspreche den Klimazielen der Stadt Bielefeld.
„Statt weitere Tatsachen zu schaffen, ist eine Denkpause nötig“ sagt Adalbert-Niemeyer-Lüllwitz. „300 marode Brücken, aber NRW baut neue Straßen“, mit dieser Roten Karte hatte der BUND im November 2023 gemeinsam mit vielen anderen Gruppen eine Petition gegen den Bau neuer Straßen an Minister Krischer übergeben.
Offener Brief des BUND an Verkehrsminister Krischer (PDF)
Bildstrecke: Rodungen für L712n und marode Lennebrücke – zwei Seiten einer Medaille. Straßenbau kann verbinden oder zerstören - Offener Brief des BUND an Verkehrsminister Krischer