Kreisgruppe Bielefeld

Kahlschlag am Johannisbach für die L 712 n!

23. Januar 2024

Neubau der Herforder Straße stoppen!

Kahlschlag am Johannisbach im Bereich der geplanten Kreuzung der L 712n mit der Herforder Straße. Foto: BUND

Für viele, die in der Johannisbachaue an der Meerwiese mit uns im April 2023 einen Protestbaum gepflanzt haben, als Hoffnung für ein Umdenken, sind das katastrophale Bilder. Alle Bäume und Sträucher am Johannisbach im Bereich der geplanten Trasse der L 712 n und der Kreuzung zur Herforder Straße wurden in den letzten Tagen gerodet. Das geschieht direkt nach dem Ablauf des Hochwassers, bei dem die Johannisbachaue komplett überflutet war. Und bei dem erkennbar war, welche Bedeutung solch intakte Auen für den Hochwasserschutz haben.

„Straßen NRW“ schafft vollende Tatsachen, obwohl zu den Dimensionen der hier geplanten Kreuzung noch Gespräche mit der Politik kaufen. Am 14. Februar gibt zu diesen Straßenplanungen von gestern z.B. ein Gespräch von Bürgerinitiativen mit Verkehrsminister Krischer und Wirtschaftsministerin Neubauer.

Die Rodungen erfolgen zu einem Zeitpunkt, zu dem der geplante weitere Ausbau der Herforder Straße, die hier den Verkehr von der L 712n überwiegend aufnehmen soll, noch völlig offen ist. Die Stadt hat bekannt gegeben, dass dazu jetzt ein neuer Planungsprozess gestartet wird, bei dem neben dem Straßenausbau auch der Bau des parallel zur gesamten Herforder Straße vorgesehenen Radschnellwegs berücksichtigt werden soll. Danach soll die Herforder Straße entweder drei- oder vierspurig ausgebaut werden. Dass damit weitere Autoverkehr verursacht werden wird, ist logisch. Neue schnelle Straßen locken mehr Autos an. Das Einpendeln z.B. aus Lippe in die City wird gerade durch die L 712 n und eine neu gebaute Herforder Straße erleichtert und forciert. In der Presse wird aktuell von 30.000 Fahrzeugen gesprochen, die dort täglich schon unterwegs sind. Mit dem Ausbau könnten es wohl 40.000 oder mehr werden.

Zu dieser Planung stellen sich viele Fragen. Welche Straßen in der Stadt, besonders auf der Strecke in die City, sollen diese Automassen künftig aufnehmen? Wo soll der vom Land geplante Radschnellweg entlanggeführt werden, wenn nicht über eine Fahrspur der Herforder Straße? Führt nicht diese Verkehrsplanung mit neuen schnellen Straßen und einer Zunahme des Autoverkehrs – unabhängig von der Radwegplanung - direkt ins Verkehrschaos? Wie soll angesichts solcher Fehlplanungen die dringend notwendige Mobilitätswende gelingen? Wie will die Stadt so ihr Mobilitätskonzept zum Erfolg führen?

Im Verlauf der Herforder Straße gibt es innerstädtisch aktuell überwiegend keinen Radweg und teilweise nur einen viel zu schmalen Gehweg. Ein Umbau ist auch ohne Radschnellweg dringlich, um Platz für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Dass betrifft künftig besonders die Erreichbarkeit des im alten Seidensticker-Haus geplanten Bildungscampus. Dieser muss auch für Schüler*innen sicher erreichbar sein, die mit dem Rad kommen.

Die CDU hat deshalb auch schon eine Kampagne gegen den Radwegebau an der Herforder gestartet. Andernfalls käme es zu einem Verkehrschaos, behauptet sie. Dass das unabhängig davon kommen wird, und was die Ursachen dafür sind, will die CDU nicht wahrhaben. Und Lösungen im Sinne der Belange von Fußgängern und Radfahrer bietet sie nicht an. Leider folgen dem auch viele Politiker anderer Ratsfraktionen, die weiter auf eine autogerechte Stadt setzen..  

Umwelt- und Verkehrsverbände, besonders auch der BUND, weisen seit langem auf dieses Problem hin, fordern eine Korrektur verfehlter Verkehrspolitik. Wenn es nicht gelingt, schon am Einfallstor in der Stadt den Individualverkehr zu reduzieren statt zu fördern, scheitert die Verkehrswende. Wenn es nicht gelingt, mehr Menschen zum Umstieg auf Bahn, Bus und Fahrrad zu bewegen, erstickt diese Stadt irgendwann im Verkehrskollaps. Für uns als BUND ist deshalb klar: Wir müssen den Aus- bzw. Neubau der Herforder Straße verhindern. Und die Kreuzung zur L 712n muss in diesem Sinne umgeplant werden.  

Pressebericht der Neuen Westfälischen: Neuplanung Herforder Straße 

Bildstrecke: Kahlschlag am Johannisbach im Bereich der geplanten Kreuzug der L 712n mit der Herforder Straße. Und Bilder aus der Aue in diesem Bereich vor der Rodung. 

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