Kreisgruppe Bielefeld

Naturschutzverbände lehnen neues Baugebiet am Biohof Bobbert in Quelle ab

04. Januar 2020

Gemeinsame Stellungnahme der vier Bielefelder Naturschutzverbände: Bebauung am Biohof Bobbert in Quelle missachtet Belange des Natur- und Landschaftsschutzes und gefährdet Bestand des landwirtschaftlichen Betriebes.

Soll bebaut werden: Anbaufläche für Biogemüse am Biohof Bobbert, Blick zum Teutoburger Wald  (Fotot A. Niemeyer-Lüllwitz)

Die Stadt Bielefeld plant in Quelle ein neues Wohngebiet unmittelbar an der Nordseite des Biohof Bobbert. Damit werden Belange des Natur- und Landschafsschutzes, eine nachhaltige Siedlungsentwicklung und die Zukunft des für unsere Nahversorgung und eine naturnahe Landwirtschaft wichtigen Biohofes in Frage gestellt. Der BUND hat deshalb zusammen mit dem NABU, dem Naturwissenschaftlicher Verein und Pro Grün ausführlich dazu Stellung bezogen und die Stadt aufgefordert, hier auf Neubebauung zu verzichten.

Hier eine Zusammenfassung der wesentlichen Gründe, die aus Sicht der Umwelt- und Naturschutzverbände gegen diese Bebauung sprechen: 

Der B-Plan widerspricht einer nachhaltigen, flächensparenden Siedlungsentwicklung und der Baulandstrategie der Stadt Bielefeld

In den letzten 20 Jahren erlebt der Stadtbezirk Quelle eine massive Ausweitung seiner Siedlungsgebiete und damit einen erheblichen Verlust von Freiflächen. Insbesondere im Bereich des jetzt für eine Bebauung vorgesehenen Gebietes sind erhebliche Flächen für Wohnbebauung in Anspruch genommen worden. Hier sind nur noch Restflächen vorhanden, die als Grün- und Landwirtschaftsflächen von großer Bedeutung sind. Die vorwiegende Bebauung der aktuellen Fläche mit überwiegend Ein- und Zweifamilienhäusern auf vergleichbarer sehr großen Grundstücken steht zudem stadtentwicklungspolitischen und ökologischen Zielen entgegen. 

Bedeutende Belange des Natur- und Landschaftsschutzes werden missachtet 

Aufgrund seiner ökologischen Bedeutung ist die betroffene Fläche im "Zielkonzept Naturschutz" der Stadt Bielefeld in die Kategorie "Landschaftsräume mit hoher Naturschutzfunktion" eingestuft worden. Die Fläche ist zudem Bestandteil einer bedeutenden Frischluftschneise, die vom Hang des Teutoburger Waldes bis in den Siedlungskern von Quelle und die neuen Baugebiete hineinreicht. Eine Bebauung in diesem Bereich würde diese Frischluft- und Klimaschneise unterbrechen. Die Bebauung steht damit auch dem Klimaschutzprogramm der Stadt Bielefeld und den mit der Ausrufung des Klimanotstandes verbundenen Zielsetzungen entgegen. Die für diesen B-Plan notwendige Änderung des Landschafsplanes ist aus Sicht des Natur- und Landschaftsschutzes nicht vertretbar.

Die Bebauung gefährdet den Fortbestand eines für den Stadtbezirk bedeutsamen Biolandbetriebes und Nahversorgers 

Der Biohof Bobbert mit dem Hofladen ist ein ausgesprochen wichtiger Nahversorger mit teilweise auf dem eigenen Flächen erzeugten biologischen Nahrungsmitteln. Mit der geplanten Bebauung verliert der Hof eine seiner letzten direkt zum Hof gehörenden Landwirtschaftsflächen. Aus Sicht des Biobetriebs ist die weitere Nutzung dieser Fläche für die Existenz des Betriebes unverzichtbar. Der Betrieb Bobbert übernimmt zudem die Bewirtschaftung und naturgemäße Pflege wertvoller Naturflächen im angrenzenden Landschaftsschutzgebiet.

Mit der unmittelbaren Wohnbebauung bis an den Hof heran werden zudem Konflikte vorprogrammiert, die langfristig dem Hof seine Existenzgrundlage entziehen können. Unmittelbar an der geplanten Bebauung mit Einfamilienhäusern liegen Stallanlagen des Hofes. Bei den Stallanlagen sind aufgrund der notwendigen Belüftungsanlagen Geruchsbelästigungen bzw. Geruchsemissionen unvermeidbar, Beschwerden sind deshalb nicht auszuschließen. Deshalb wird nach geltender Rechtslage für solche Anlagen ein Mindestabstand von 100 m zur Wohnbebauung vorgeschrieben. Dieser wird im P-Plan-Entwurf deutlich unterschritten.

Im Sinne einer glaubwürdigen Klimaschutzpolitik der Stadt müssen in diesem Bereich priorär die weitere landwirtschaftliche Nutzung und der Erhalt der Freiflächen gesichert werden

Die Stadt Bielefeld hat den Klimanotstand erklärt und arbeitet aktuell in den Ausschüssen an einer Umsetzung von konkreten Klimaschutzmaßnahmen. Biologische Landwirtschaft und die Nutzung biologisch angebaut und regional erzeugter Produkte leisten einen besonders wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Für den Stadtbezirk und die gesamte Stadt Bielefeld ist es deshalb besonders wichtig, dass Biolandwirtschaft und vorhandene Betriebe gefördert und gestützt werden. Der geplante Bebauungsplan ist im Sinne dieser Zielsetzung kontraproduktiv und sollte deshalb vom Rat der Stadt nicht weiter verfolgt werden.

Weitere Informationen

Stellungnahme der Naturschutzverbände zum B-Plan Wohnbebauung am Biohof Bobbert (PDF)

Informationen der Stadt Bielefeld zur Erstaufstellung des Bebauungsplanes Nr. I/Q29 "Wohngebiet Osnabrücker Straße / Wilfriedstraße"

Pressebericht Westfalenblatt vom 17.11.2019

Pressebericht Neue Westfälische vom 4.1.2020: Naturschutzverbände kritisieren B-Plan

Pressebericht Westfalenblatt vom 8.1.2020: Bobbert braucht den nahen Acker

 

Bildstrecke: Biohof Bobbert mit Landwirtschaftsflächen, die teilweise bebaut werden sollen

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