Kreisgruppe Bielefeld

Grünzug an der Elpke naturnah erhalten und entwickeln

05. August 2021 | Bielefelder Wald, BUND, Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Naturschutz

BUND-Stellungnahme im Dialogverfahren zur geplanten „Aufwertung“ des Elpke-Grünzuges

Naturnahe Elpke mit dichtem Saum aus Ufergehölzen. Hier sind "Auslichtungen" geplant, die der Gewässerökologie schaden können. Foto: M. Bopp

Der Grünzug entlang der Elpke im Stadtteil Sieker soll als Maßnahme des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (INSEK) Sieker-Mitte „aufgewertet werden“. „Im Mittelpunkt stehen das naturnahe Spielen und Lernen sowie die Aufenthaltsqualität im Grünen“, heißt es dazu in einer Erläuterung der Stadt.  Zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro Nagel aus Bad Oeynhausen hat die Stadt dazu ein Maßnahmenkonzept erarbeitet, welches verschiedene Maßnahmenbereiche zur „Aufwertung des Grünzuges“ vorsieht.

Der BUND hat jetzt dazu Stellung bezogen. Aus Sicht des BUND werden bei Umsetzung dieser Planung Belange des Natur- und Artenschutzes nicht ausreichend berücksichtigt. Denn aktuell schlängelt sich der kleine Bach noch in einer teilweise naturnahen Aue, hat für die urbane Biotop-Vernetzung gerade durch ihre in Teilen noch „wilde“ urtümliche Struktur und Pflanzenwelt eine wichtige Funktion. Die geplante „Aufwertung“ sieht gerade in den ökologisch besonders wertvollen, „wilden“ Bereichen Eingriffe vor. Aus der naturnahe Aue wird so eine intensiv genutzte Parklandschaft.  

Als BUND stellen wir nicht in Frage, dass naturnahe Landschaftsbereiche in der Stadt auch erlebbar sein sollten, und die Erlebnismöglichkeiten hier durchaus verbesssert werden können. Aber erhaltenswerte, wertvolle Naturbereiche dürfen dabei nicht aufs Spiel gesetzt werden. Leider geht aus den verfügbaren Planunterlagen nicht hervor, auf welcher Datengrundlage für Fauna und Flora diese "Aufwertung" geschehen soll. Somit dürfte nach bisherigem Stand nicht bekannt sein: Was gewinnen wir, was verlieren wir an Arten und Lebensräumen durch die Planung? Führt die "Aufwertung" gar zu einer ökologischen "Abwertung"? Wir fordern deshalb eine gutachterliche Untersuchung des Planungsgebiets in Bezug zu umwelt- und naturschutzfachlichen Belangen als Grundlage für alle weiteren  Planungen.

Die berechtigte Sorge, dass hier ökologisch und naturschutzfachlich viel verloren gehen könnte, bringt eine Anwohnerin im Dialogverfahren zum Ausdruck:  „Leider ist der "Grünzug Elpke", der in den 1960er/70er Jahre unser "Elpkewäldchen" mit viel ungebändigter Natur und ein herrlicher Tummelplatz für uns Kinder war, schon jetzt sehr parkähnlich zugerichtet worden. Ich wünsche mir daher, dass so viel wie möglich von der verbliebenen Natur erhalten bleibt und nicht zu Parkanlagen "gezähmt" wird. Zumal zu erwartende weitere Hitzeperioden wie auch Hochwasser am besten durch waldiges Gebiet mit Unterholz überstanden werden.“.

Der BUND teilt diese Sorge! Am problematischsten an der Planung ist aus Sicht des BUND nach einer ersten Begehung Folgendes:

Das dichte Unterholz soll auf großen Flächen entfernt bzw. zurückgedrängt werden. Dies würde in dem intensiv freizeitlich genutzten Plangebiet unverzichtbare Ruheräume für Tiere mehr oder weniger entwerten bzw. zerstören. An einigen Stellen (wie z.B. der „Obstwiese“) würde dadurch auch mehr Lärm von der Siedlung in den Grünzug bzw. umgekehrt aus diesem heraus getragen. Die Kulissenwirkung des Grünzuges ginge an vielen Stellen verloren.

Laut Planung sollen Blühwiesen durch Einsaat angelegt werden. Dies ist unseres Erachtens unnötig ausgegebenes Geld und in vielen Fällen ökologisch kontraproduktiv. Das einzige Problem der stark vergrasten, von typischen Insekten fast freien Wiesen ist, dass das Mahdgut seit vielen Jahren nicht abgeräumt wird und immer aufs Neue an Ort und Stelle verfilzt und fault. Wir empfehlen deshalb als Sofortmaßnahme dringend: Entfernung dieses Filzes und Abwarten. Die Wiesen haben noch Samen-Erbe von etlichen Blumen und Stauden, wie die wenigen Exemplare zeigen. Erst wenn nach mehreren Jahren sich nicht der gewünschte Erfolg blumenreicher Aspekte einstellen sollte, kann man über Einsaat weiterer Pflanzen nachdenken.

Die Obstwiese an der geplanten Stelle scheint ein unglücklicher Ansatz zu sein: Die vorhandenen 13 Apfelbäume, zwei Zwetschgen und eine Kirsche sind sichtbar angeschlagen. Offenbar fühlen sie sich in dem Auenbereich mit vermutlich schwerem, zeitweise staunassen Boden nicht wohl. Hier sollte über einen anderen, sinnvolleren Ansatz beraten werden.

Gut wäre: Keinesfalls zusätzliche Beleuchtung, keine zusätzliche Versiegelung durch Wege, beides ist ein sicheres Mittel, um viele Kleintierarten zu verdrängen (Fluginsekten, Fledermäuse, empfindlichere Singvogelarten, bzw. im zweiten Fall Barrierewirkung für Bodenlebende Insekten, Kleinsäuger). Keine Rücknahme der Unterholzsäume an Waldrand-Situationen. Ausgesprochen kritsch ist aus Sicht des Natur- und Umweltschutzes, dass nördlichen Waldrand bei der Greifswalder Straße einer der letzten völlig unbefestigten Erdwege beseitigt und massenverkehrstauglich gemacht werden soll.

Am Bach Elpke sollten die 90°-"Kurven" entschärft werden, und an geeigneten Stellen die Ufer aufgeweitet werden, um bei Schlagregen Wasser aufnehmen zu können. Vorhandene Steilwände im Bruchwaldrest sind jedoch unbedingt zu er-halten. Die Ufer sollten nur an wenigen Stellen und nur sehr behutsam aufgelichtet werden. Denn die Elpke führt im Sommer oft nur wenig Wasser; das Wasser sollte so kühl wie möglich bleiben, um die Unterwasserfauna am Leben zu erhalten.

Entlang der Greifswalder Straße soll direkt am Feldrand ein wassergebundener Fuß- und Radweg (auch für Rollstuhl-Fahrer) gebaut werden. Auf diese Maßahme sollte verzichtet werden! Der Ausbau dieses Trampelpfades zum befestigten, fahrzeugtauglichen Weg ist unnötig und ginge wieder einmal zu Lasten landwirtschaftlicher Nutzungen. Zudem hat sich hier ein wertvoller Stauden- und Gehölz-Saum entwickelt, der erhalten werden sollte. Für Fußgänger und Radfahrer steht paralell die verkehrsberuhigte Greifswalder Straße mit breitem Gehweg zur Verfügung.   

Dier BUND schlägt vor, die vorliegenden Bedenken bei einem Ortstermin zu erörtern, an dem die Planer (Büro Nagel, Oeynhausen) und der Umweltbetrieb als Auftraggeber sowie Mitglieder der Bezirksvertretung Stieghorst teilnehmen sollten.

Seite der Stadt Bielefeld zum Beteiligungsdialog Elpke-Grünzug

 

Bildstrecke: Bildeindrücke aus dem Elpke-Grünzug und vom Planungsdialog

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