Im Gellershagenpark ist der Neubau des Laurentiusheimes sowohl aus ökologischen also auch aus sozialen Gründen nicht vertretbar, so die BUND-Kreisgruppe Bielefeld in einer ausführlichen Stellungnahme. Dass hier die jeweils berechtigten Belange nach einer angemessenen Unterbringung alter Menschen und die berechtigten Belange nach Erhalt einer bedeutsamen Grünfläche gegeneinander ausgespielt werden, bewertet der BUND als unerträglich. Zumal aufgrund des viel zu klein geplanten geschützten Außenbereichs die Planung alles andere als altengerecht ist. Der BUND fordert Rat und Verwaltung auf, zusammen mit dem Träger nach Alternativstandorten und Alternativlösungen zu suchen.
Für den geplanten Standort gibt es nach Angaben der Stadt seit 1962 einen rechtgültigen Bebauungsplan. Bei den 35 Bäumen, die jetzt gefällt werden sollen, handele es sich demnach nur um „Natur auf Zeit“, so die Planer. Auf eine 58 Jahre alte Planung zurückzugreifen ist aus Sicht des BUND fragwürdig. Vor 58 Jahren gab es auch den Gellershagenpark noch nicht. Heute vorhandenes Grün muss in Anbetracht der fortgeschrittenen Naturverluste, in Anbetracht von Arten- und Insektensterben und dem Klimanotstand völlig neu bewertet werden.
Der betroffene Bereich des Gellershagenparks hat sich in den letzten 50 Jahren zu einem bedeutsamen Teil der Grünfläche entwickelt und bildet eine eindrucksvolle naturnahe Eingangssituation von der Weihestraße aus in den Park. Für die Klimastabilität der Stadt und die Lebensqualität der Menschen sind gerade die baumbestandenen Grünflächen von besonders großer Bedeutung. Aufgrund der Bedeutung des betroffenen Baumbestandes für gefährdete Arten hat die Stadt bis Mitte 2020 eine artenschutzrechtliche Prüfung angekündigt. Festgestellt wurden schon Aktivitäten gefährdeter Fledermausarten und ein Waldkauz-Revier. Wir fordern die Verwaltung auf, vor weiteren konkreten Planungen die Ergebnisse dieser Prüfung abzuwarten und offen zu legen.
Der geplante Neubau gefährdet auch die wertvollen, teilweise über 150 jährigen alten Hofeichen, die in zwei Gruppen im Norden und Westen des geplanten Gebäudes stehen. Unabhängig vom Ergebnis der artenschutzrechtlichen Prüfung ist davon auszugehen, dass die Eichen für den Naturschutzwert des Parks eine herausragende Bedeutung haben. Nach dem vorliegenden Plan soll jeweils unmittelbar an die Kronentraufe der Bäume heran gebaut werden. Die dafür nötige Baugrube wird damit sicher auch die Boden- und Wasserverhältnisse negativ beeinflussen und die Bäume gefährden. Im vorlegten B-Plan sind solche stärkeren Eingriffe offenbar auch schon eingeplant. Darin heißt es:
„Um den Fall eine ggf. erforderlichen Eingriffs in den zum Erhalt festgesetzten Kronen/Wurzelbereich zu berücksichtigen, sieht der Bebauungsplan eine Ausnahmeregelung vor, nach der bei einem hierdurch bedingen Ausfall der betroffenen Bäume Ersatzpflanzungen vorzunehmen sind“.
Für die direkt benachbarte Eichendorff-Grundschule hat der Gellershagenpark eine große Bedeutung. Das Wegsystem wird von vielen Schülerinnen und Schülern als Schulweg genutzt. Die wertvollen Gehölzbereiche sind außerschulische Lernorte. Die Schulgemeinschaft engagiert sich für Klimaschutz und Grünerhalt. Zu Recht wird von der Schulgemeinschaft die Frage aufgeworfen: „Es kann doch nicht angehen, dass ein 60 Jahre alter Bebauungsplan, unter damals noch geleugneten Klimaänderungsbedingungen, heute noch gegen alle Vernunft durchgesetzt werden kann?“
Auch unter sozialen Gesichtspunkten ist der Standort für das geplante Altenheim nicht geeignet. Denn ein altengerechter geschützter Außenbereich findet hier keinen Platz. Dieser Gesichtspunkt ist in der bisherigen Debatte um dieses Projekt leider kaum beachtet worden. Der Plan sieht dafür nur eine sehr kleine, komplett verschattete Fläche von ca. 120 Quadratmetern im Norden des Hauses vor. Im Vergleich zu anderen Altenheimen und zu den üblichen Standards von geschützten Grünflächen ist diese Fläche erheblich unterdimensioniert und muss als nicht bewohner- und altengerecht bewertet werden.
Wie solche Außenbereiche angemessen geplant und gebaut werden, kann man sich an anderen Alteneinrichtungen ansehen. Zum Beispiel am Pflegezentrum Quelle. Selbst am vorhandenen Altbau des Laurentiusheimes ist eine über 500 Quadratmeter große attraktive, überwiegend besonnte Grünfläche mit Bäumen, Sträuchern, Rasenfläche, Hochbeeten und Sitzgelegenheiten vorhanden, versehen mit einem barrierefreien Wegesystem. Das ermöglicht den Bewohnern sichere und attraktive Erholungsphasen draußen in der Natur. Fachleute empfehlen heute sogar noch größere Mindestflächen für geschützte Außenbereiche von Altenheimen, und begründen das besonders mit dem hohen Anteil demenzkranker Bewohner.
Um doch noch zu einer verantwortbaren Planung zu kommen, befürchten wir, dass über die jetzt vorgesehenen Baugrenzen hinweg Flächen des Parks – also dann im Bereich der ökologisch wertvollen Hofeichen – in Anspruch genommen werden. Damit würden die Eichen gefährdet, denn das würde Eingriffe in die Geländetopografie erfordern (die Eichengruppe steht hier in einer ca. 3 - 4 m tiefen Senke).
BUND-Stellungnahme zum Bebauungsplan Weihestraße / Neubau des Laurentiusheim im Gellershagenpark
Bericht im Westfalenblatt vom 26.5.2020
Bericht in der Neuen Westfälischen vom 19.5.2020
Bericht in der NeuenWestfälischen vom 21.5.2020