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Stadtbahnlinie 1 nach Sennestadt: Naturschutzbelange unzureichend gewichtet

28. November 2024 | Verkehr, Mobilität, Lebensräume, Naturschutz, BUND

Naturschutzverbände lehnen Variante Würrtemberger Allee ab – Pressemitteilung und Stellungnahme

Zusammenfassung der Bewertung und Ranking der Varianten für den Bau der Linie 1 in Sennestadt. Schon bei einer Bewertung im Bereich Umwelt von minus 2,0 verliert die Variante Württemberger Allee ihren Platz 1 im Ranking. Quelle: Stadt Bielefeld

Bielefeld, 28.11.2024 | Die Bielefelder Naturschutzverbände unterstützen grundsätzlich den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs und auch eine Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 nach Sennestadt. Dieser Ausbau müsse aber so naturverträglich wie möglich erfolgen. In der jetzt vorliegenden Beschlussvorlage werden diese Belange völlig unzureichend berücksichtigt und gewichtet, so BUND, NABU und Naturwissenschaftlicher Verein in einer Stellungnahme.  Dies gelte besonders für die vom Verkehrsamt vorgeschlagene Vorzugsvariante mit einer Verlängerung bis zur Württemberger Allee, die von den Verbänden deshalb abgelehnt wird.

In der Vorlage wird bei dieser Variante die Betroffenheit „sensibler Schutzbereiche“ als „erheblich“ bewertet, insbesondere weil „sensible Waldrandstrukturen“ entlang des Senner Hellwegs auf einer Länge von 700 m zerstört würden. Die Trasse würde nicht nur in das „Landschaftsschutzgebiet SG 2.2.-2 Trockensenne“ eingreifen, auch eine vom Landesumweltamt (LANUV) als besonders schützenswert erfasste Biotopverbundfläche wäre betroffen: Dabei gehe es um wertvolle „Dünen-, Heide- und Magerrasen-Lebensräume der Bielefelder Senne“. Das LANUV sehe darin eine „herausragende Bedeutung“ für den Biotopverbund („Kernbereiche und weitere herausragende Funktionsbereiche des Biotopverbundes NRW“). Auch zum Thema „Stadtklima/Klimaanpassung“ würden „sehr negative Effekte“ vorausgesagt. Insgesamt sind ca. 265 Bäume betroffen, davon 80 entlang des Senner Hellweg.

Insbesondere das Vorkommen der streng geschützten und planungsrelevanten Zauneidechse entlang des Waldrandes am Senner Hellweg erfordere eine besondere artenschutzrechtliche Prüfung in Planungs- und Zulassungsverfahren. Diese hohe Hürde bestehe nur bei den Varianten, welche die Württemberger Allee betreffen, und müsse bei der Bewertung der Umweltbelange höher gewichtet werden.

In der Summe wären diese Auswirkungen auf Umweltbelange so gravierend, dass sie aus Sicht der Naturschützer in der Bewertungsmatrix mit einem deutlich höheren Negativwert einzustufen sind. Warum hier nur ein Wert von minus 1,0 (hellrot) angenommen wurde, sei aus naturschutzfachlicher Sicht nicht nachzuvollziehen. Ein Wert von minus 3,0 oder 4,0 (dunkelrot) wäre stattdessen angemessen. Mit einer solch realistischen Bewertung würde die Variante Württemberger Allee klar ihren nur knappen Spitzenplatz - nur 0,3 Punkte Vorsprung vor der Variante Alsterweg - im Ranking verlieren.

Aus diesen Gründen fordern die Naturschutzverbände eine Neubewertung und Überarbeitung der Beschlussvorlage.  Außerdem sollten vor einer Beschlussfassung der Naturschutzbeirat und der Umweltausschuss dazu beraten.

Stellungnahme der Naturschutzverbände zur Stadtbahnlinie 1 (PDF) 

 

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