Kreisgruppe Bielefeld

Liboriuskirche: Flächenversiegelung und Verkehrsprobleme vermeiden

05. Mai 2021 | BUND, Mobilität, Verkehr

Bielefelder Umweltverbände zum geplanten Veranstaltungszentrum der polnischen Missionskirche - Gemeinsame Stellungnahme von BUND, NABU, Naturwissenschaftlicher Verein und Pro Grün

Die Kirche liegt mitten in einem Wohngebiet und ist mit dem Auto nur über enge Straßen erreichbar. Foto: BUND

Die katholische Liboriuskirche an der Meindersstraße soll laut Planung des Erzbistums Paderborn an eine polnisch-katholische Missionskirche verpachtet werden. Nach den bisher bekannten Planungen bedeutet das konkret: Aus der bisher vor allem von Menschen im Bielefelder Westen genutzten Kirche wird ein Veranstaltungszentrum für eine Kirche, deren ca. 6000 Mitglieder aus ganz OWL hier zu Gottesdiensten und Veranstaltungen zusammen kommen.

Als Bielefelder Natur- und Umweltschutzverbände stellen wir nicht in Frage, dass Mitglieder einer kirchlichen Gemeinschaft zu Gottesdiensten zusammen kommen. Aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes und einer nachhaltigen Mobilität sehen wir aber die bisherigen Planungen kritisch. Denn mit dem neuen kirchlichen Veranstaltungszentrum kommen auf das Viertel bzw. die hier lebenden Menschen Verkehrsprobleme zu, für die es bisher keine befriedigenden Lösungen gibt.

Für den Umwelt- und Klimaschutz und eine lebenswerte Stadt ist die vom Rat der Stadt beschlossene Verkehrswende besonders dringlich. Der vom Stadtrat ebenfalls anerkannte Klimanotstand zwingt zu einer Reduzierung der Autoverkehre besonders in den Wohnquartieren. Zugleich müssen Rad- und Fußverkehr gefördert werden.

Ein beauftragtes Verkehrskonzept für den Bielefelder Westen soll genau dazu Möglichkeiten untersuchen und konkrete Maßnahmen vorschlagen. Dazu steht die Zulassung eines neuen Zentrums für Großveranstaltungen mitten in einem solchen Wohnquartier im Widerspruch. Dass Gutachter und Amt für Verkehr darin kein Problem sehen, ist nicht nachvollziehbar.

Unmittelbar an der Kirche sollen die vorhandenen wenigen Parkmöglichkeiten auf Kosten der Grünfläche zu einen Großparkplatz mit 54 Stellplätzen ausgebaut werden. Dieser Parkplatz ist dann nur über verkehrsberuhigte Wohnstraßen erreichbar. Da aber laut Verkehrsgutachten diese Parkangebote für Gottesdienste und Großveranstaltungen mit mehreren hundert Teilnehmenden bei weitem nicht ausreichen werden, ist mit erheblichen Verkehrsproblemen auf den engen Straßen zu rechnen, besonders mit Parkplatzsuchverkehr. In der Erwartung, unmittelbar an der Kirche parken zu können, werden mit dem Auto anreisende Besucher*innen dort zunächst vorfahren. Und nach dem Scheitern eines Parkversuches an anderer Stelle einen Parkplatz suchen. Die im Verkehrsgutachten für Gottesdienstage mit drei Veranstaltungen geschätzten zusätzlichen 360 Autobewegungen sind deshalb viel zu niedrig angesetzt. Für die Anwohner bedeutet das: Lärm, Abgase und Feinstaub-Emissionen von vielen hundert Kraftfahrzeugen an einzelnen Tagen, besonders an Sonntagen.

Diese Probleme lassen sich vermeiden. In fußläufiger Entfernung steht an der Alm ein Großparkplatz für ca. 200 PKW zur Verfügung. Für Besucher*innen der Kirche ist es zumutbar, hier zu parken und dann den kurzen Fußweg zur Kirche in Kauf zu nehmen. Wir fordern deshalb die Stadt auf, den geplanten Großparkplatz an der Kirche nicht zu genehmigen. Noch besser wäre es, die Kirchengemeinde würde darauf verzichten. Damit lässt sich auch eine unnötige Flächenversiegelung vermeiden und die Natur schonen. Natur und Umwelt zu schützen und Eingriffe zu vermeiden sollte gerade für eine christliche Kirche, die sich dem „Handeln für die Schöpfung“ verpflichtet hat, ein Anliegen sein. Die Kirchengemeinde sollte deshalb auch ihren Mitgliedern die Benutzung der öffentlichen Bahn- und Busverbindungen empfehlen. Die Kirche ist ab Hauptbahnhof mit zwei Stadtbahnlinien und jeweils einem kurzen Fußwege gut erreichbar. Mit dem Auto anreisende Gemeindemitglieder müssen dazu angehalten werden, Parkmöglichkeiten außerhalb dieses Wohngebietes wie z.B. an der Alm zu nutzen. Im Verkehrskonzept für das Viertel muss eine weitere Reduzierung der Autoverkehre z.B. durch Ausweisung von Fahrradstraßen und Einbahnstraßen das Ziel sein.

Für die Bielefelder Natur- und Umweltschutzverbände:

Dr. Jürgen Albrecht, Naturschutzbund Deutschland, Stadtverband Bielefeld e.V.
Claudia Quirini-Jürgens, Naturwissenschaftlicher Verein für Bielefeld und Umgegend e. V.
Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, Bund für Umwelt und Naturschutz e.V., Kreisverband Bielefeld
Tilman Rhode-Jüchtern, Gemeinnütziger Verein pro grün Bielefeld e.V.

Stellungnahme der Umweltverbände Veranstaltungszentrum Liboriuskirche

 

Bildstrecke zum geplanten kirchlichen Veranstaltungszentrum Liboriuskirche 

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