Bielefeld, 29.11.2023 | Der Flughafen Bielefeld plant den Bau einer weiteren Flugzeughalle. Dafür soll die vorhandene Segelflug-Windenschleppstrecke verlegt werden. Da davon gesetzlich geschützte Biotope betroffen sind, benötigt der Flugplatz eine Ausnahmegenehmigung. Der BUND Bielefeld fordert nun die Stadt auf, die Anträge für einen weiteren Ausbau des Flugplatzes abzulehnen.
Dazu erklärt für den BUND-Vorstand Jürgen Birtsch: „Schon seit über zwei Jahrzehnten wird hier im Widerspruch zum Naturschutzrecht ein massiver Ausbau des Flugplatzes betrieben. Mit dem Antrag auf Verlegung der Schleppstrecke wäre ein erneuter Eingriff in gesetzlich geschützte Biotope verbunden. Dabei handelt es sich um die bedeutendsten Flächen von Heide- und Sandmagerrasen in der Stadt. Sie sind Lebensraum für zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tierarten wie Zauneidechse, Feldlerche und Wiesenpieper.“
Schon 2006 sei gegen den Widerspruch von Naturschutzbehörde und Verbänden die Start- und Landebahn auf Kosten geschützter Natur auf 1300 m verlängert worden. Zusätzlich entstand eine asphaltierte Rollbahn. Der BUND erreichte damals mit einer Klage einen vom Verwaltungsgericht Minden verfügten Baustopp. Aufgrund der aber schon durchgeführten Bauarbeiten mit Zerstörung der Sandmagerrasenfläche wurde die Klage damals wieder zurückgenommen. Sollte im aktuellen Fall erneut ein solcher Eingriff genehmigt werden, kündigt der BUND eine juristische Überprüfung an.
Bei dem Antrag steht, so der BUND auch die Klimaverträglichkeit auf dem Prüfstand. Dazu erklärt Petra Schepsmeier: „Eine weitere Expansion dieses auf Kurzstreckenflugverkehr ausgerichteten Platzes widerspricht deutlich den Klimazielen der Stadt Bielefeld. Fliegen ist die nachweislich klimaschädlichste Fortbewegungsart. Pro Personenkilometer verursachen Flugzeuge im Vergleich zu allen anderen Verkehrsmitteln die höchsten CO2-Emissionen.Zum Ziel der Stadt Bielefeld, Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen, steht schon der laufende Flugbetrieb und erst recht jeder Ausbau des Flugplatzes im Widerspruch.“
Auch die Trinkwassergewinnung für die Stadt wäre von dem Ausbau betroffen. Auf dem Gelände befinden sich 11 Brunnen des Wasserwerk III der Stadtwerke. Dazu Dr. Manfred Dümmer, Wasserexperte des BUND: „Durch den Klimawandel und damit einhergehende Trockenzeiten und gleichzeitig erhöhtem Trinkwasserbedarf steigt die Bedeutung des ortsnahen Wasserwerkes. Wir fordern deshalb die Stadt auf, das hier dringend notwendige und geplante Wasserschutzgebiet endlich auszuweisen. Ein weiterer Flugplatzausbau gefährdet hier die Trinkwassergewinnung. In Anbetracht der Klimakrise mit negativen Auswirkungen auf die Wasserversorgung sind weitere Eingriffe nicht vertretbar.“
Auch die Bezirksvertretung Senne habe immer wieder die Ausweisung des Wasserschutzgebietes gefordert, für das ein gutachterlicher Vorschlag vorliegt. Das Gutachten gibt vor, dass es zu keiner zusätzlichen Gefährdung des Wasserwerkes kommen darf. Da der Bereich der beantragten neuen Segelflug-Schleppstrecke den Bereich der Wasserschutzzonen tangiert, sei die Verlegung alleine aus diesem Grund nicht genehmigungsfähig, so der der BUND in einer Stellungnahme.
BUND-Stellungnahme zum Flugplatzausbau (PDF)
Bildstrecke: Geplanter Flughafenausbau / Stellungnahme des BUND