In öffentlichen Grünanlagen und Parks wird es auch schon länger nicht mehr eingesetzt. Ausgenommen von dem Verbot sind aber weiterhin die stadteigenen Landwirtschaftsflächen, die die Stadt verpachtet hat. In einer Antwort der Stadt auf eine Anfrage des BUND hat die Stadt das bestätigt. Danach ist der Einsatz von Herbiziden und Insektiziden auf solchen Pachtflächen „im Sinne der guten landwirtschaftlichen Praxis“ möglich. „Gute landwirtschaftliche Praxis“ bedeutet konkret, dass alle offiziell zugelassenen Pestizide eingesetzt werden dürfen. Das bedeutet: es gibt auf diesen Flächen keine Beschränkungen. Das gilt für 248 Hektar Pachtflächen. Ausgenommen davon sind nur die 115 Hektar des Biolandbetriebes Schelphof.
Glyphosat trägt aus Sicht des BUND maßgeblich zum Artensterben in der Agrarlandschaft bei. Dabei ist Glyphosat in der Landwirtschaft ersetzbar, vor allem durch Pflügen und Grubbern. Der BUND fordert deshalb die Stadt Bielefeld auf, diese Pachtverträge jetzt unverzüglich zu ändern. Andere Kommunen wie zum Beispiel die Stadt Herford, die das längst praktizieren, können dabei Vorbild für die Stadt Bielefeld sein, so der BUND.
Neben Glyphosat dürfen aus Sicht des BUND auf solchen Pachtflächen auch die sogenannten „Neonicotinoide“ („Neonics“) nicht mehr eingesetzt werden. Durch Einsatz dieser besonders gefährlichen Insektenbekämpfungsmittel werden nicht nur die sogenannten Schädlinge, sondern auch wichtige Insekten wie Honigbienen und Wildbienen getötet oder geschädigt. Neonics schwächen das Immunsystem von Bienen, stören ihre Orientierung und beeinträchtigen die Fortpflanzung.
„Als Beitrag gegen das Insektensterben müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden in unserer Stadt einzuschränken“, so BUND-Sprecher Adalbert Niemeyer-Lüllwitz. Besonders blütenbesuchende Insekten seien unentbehrlich für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Sie erhalten die Pflanzenvielfalt und sichern landwirtschaftliche Erträge und damit unsere Ernährung. Laut Welternährungsorganisation sind weltweit rund zwei Drittel unserer Nahrungspflanzen auf Bestäuber angewiesen. „In Städten und Gemeinden sichern Honigbienen, Wildbienen und Schmetterlinge den Hobbygärtnern und Landwirten eine gute Obsternte und den Stadt-Imkern reichlich Honig“, so Niemeyer-Lüllwitz. Dass Landwirte für den Insektenschutz Blühstreifen an den Äckern anlegen sei begrüßenswert. Noch wichtiger wäre es aber, wenn sie durch Verzicht auf besonders problematische Pestizide dazu Beiträge leisten würden.