Kreisgruppe Bielefeld

Stadtbäume im trockenen Sommer gießen?

01. August 2023

Tipps zur Bewässerung von Stadtbäumen

Alte Stadtbäume - für das Stadtklima unverzichtbar. Foto: BUND

Die Temperaturen steigen. In vielen Städten staut sich die Hitze. Durch den Klimawandel häufen sich die Phasen längerer Trockenheit im Sommer. Gerade Stadtbäume leiden dann oft unter Wassermangel. Dies betrifft besonders Bäume, die an versiegelten und verdichteten Standorten besonderen Belastungen ausgesetzt sind. Oft kommen Stadt- und Alleenbäume so nur sehr schlecht an Wasser und Nährstoffe heran, und sind sie deswegen auf zusätzliche Wasserversorgung angewiesen.

In Sozialmedia, Zeitungen und im Internet kursieren aktuell Aufrufe, den Stadtbäumen in Trockenzeiten durch Bewässerung zu helfen. Zeitgleich rufen Kommunen dazu auf, sparsam mit Wasser umzugehen und auf Gartenbewässerung mit Trinkwasser zu verzichten. In einigen Regionen wurde schon aufgrund von extremem Wassermangel die Nutzung von Trinkwasser für Pools und Gärten sowie die Wasserentnahme aus Flüssen untersagt. Die Klimakrise verursacht auch eine Wasserkrise, und sparsamer Umgang mit Trinkwasser ist deshalb ein Gebot der Stunde. Stehen also Empfehlungen, Stadtbäume im Sommer regelmäßig mit Wasser zu versorgen, dazu im Widerspruch?

Wichtig ist aus Sicht des BUND, bedarfsgerecht und verantwortungsvoll mit solchen Empfehlungen umzugehen. Denn lange nicht alle Stadtbäume sind selbst in langen Trockenphasen auf künstliche Bewässerung angewiesen. Die folgenden Tipps können eine Orientierung für alle sein, die im Sommer gestressten Stadtbäumen helfen möchten. 

Der Bedarf für eine Bewässerung wird maßgeblich vom Standort bestimmt. Bäume mit ausreichend großen Baumscheiben, z.B. auf breiten Grünstreifen oder in Parks, sind nicht auf Bewässerung angewiesen. Bei älteren Bäumen ist Bewässerung in der Regel nicht erforderlich und nicht sinnvoll. Die Wurzeln reichen dann tief in den Erdboden, breiten sich großflächig aus und erreichen oft auch das Grundwasser. Gießwasser würde den Wurzelbereich nicht erreichen. Zudem haben sich ältere Bäume, sofern sie noch vital sind, auch über Jahrzehnte an schwierige Standorte in der Stadt angepasst.

Junge Stadtbäume haben besonders in der Anwachsphase einen Zusatzbedarf an Wasser. Jungbäume werden allerdings nach der Pflanzung in den ersten zwei Jahren über die organisierte Anwuchspflege durch beauftragten Firmen oder die für Grünflächen zuständigen Mitarbeiter*innen der Stadt mit Wasser versorgt. Bei Jungbäumen zwischen dem vierten und etwa dem 10. Standjahr kann Unterstützung durch Bürger*innen an kritischen Standorten hilfreich sein.

Als Indiz für zusätzlichen Wasserbedarf wird oft ein Einrollen und Vergilben der Blätter schon im Sommer mit anschließendem vorzeitigem Laubfall genannt. Das ist eine natürliche Anpassungsreaktion der Bäume auf Trockenstress. Bäume verkürzen die Vegetationszeit, werden so natürlich geschwächt, sterben aber deshalb in der Regel nicht ab. Treten solche Symptome auf, ist es für künstliche Bewässerung meist schon zu spät.

Wer also bei Berücksichtigung dieser Hinweise Bäumen helfen möchte, sollte Folgende beachten.

  • Erst nach längeren Dürrephasen von über 10 Tagen ist Bewässerung an kritischen Standorten bei erkennbarem Bedarf notwendig.
  • Keinesfalls täglich gießen, eher in größeren zeitlichen Abständen von mindestens einer Woche größere Wassermengen frühmorgens oder spätabends an die Bäume bringen.
  • Bitte kein Trinkwasser, nur Regenwasser oder nicht mit Schadstoffen belastetes Brauchwasser, verwenden. Tipps zur Nutzung von Brauchwasser gibt es auf einer Seite von Ökotest
  • Regenwasser möglichst an Häusern in Behältern sammeln. Im Handel sind geeignete Sammelsysteme verfügbar, die nachträglich in Regenfallrohre eingebaut werden können. Auch an Mietshäusern gibt es dazu oft noch ungenutzte Möglichkeiten.
  • Baumscheiben möglichst vergrößern und bepflanzen, und bei Bewässerung Gießringe anlegen. Viele Kommunen erlauben die private Bepflanzung von Baumscheiben an der Straße. Bei allen Maßnahmen darauf achten, dass die Baumwurzeln nicht verletzt werden, wenn man den Bereich unmittelbar um den Stamm pflegt. Keine Autos auf den Baumscheiben von Bäumen parken! Durch geeignete Maßnahmen lässt sich das Parken hier unterbinden.

Einsatz für eine baum- und klimafreundliche Kommunalpolitik!

Der Erhalt und die Pflanzung von Straßen- und Parkbäumen durch Städte und Kommunen ist eine der wichtigsten Anpassungsmaßnahmen an die Klimaerwärmung. Deshalb sind auch direkte Verbesserungsvorschläge gefragt, die für den langfristigen Schutz des Stadtgrüns bei Abgeordneten, Bürgermeister*innen sowie den Mitgliedern der Stadträte und Ausschüsse werben können. Beispiele sind:

  • Entsiegelung von Wegen und Plätzen, um mehr Wasser im Boden zu speichern.
  • Vergrößerung von Baumscheiben und Grünstreifen, um Bäumen mehr Raum zu geben.
  • Pflanzung neuer und möglichst auch großer Bäume.
  • Dauerhafte Bepflanzung der Baumscheiben mit geeigneten heimischen Stauden, die den Boden vor Verdunstung schützen und Insekten Futter und Heimat bieten.
  • Möglichkeiten der Bauleitplanung für die Entwicklung von Stadtgrün konsequent nutzen. Bei Bebauungsplanungen sollten z.B. Möglichkeiten der Dachbegründung, der Pflanzung von Haus- und Straßenbäumen und der Vermeidung von Versieglung (auch z.B durch Verbot sogenannter Schottergärten) ausgeschöpft werden. Nach dem Prinzip der „Schwammstadt“ sollte Niederschlagswasser in Siedlungen auf den Baugrundstücken und auf öffentlichen Grünflächen zurückgehalten werden. 

Natur-, Umwelt- und Klimaschutz durch Stadtbäume!

  • Kühlung: Bäume haben in der Stadt eine große Auswirkung auf das Mikroklima. Sie beeinflussen durch Verdunstung die Umgebungstemperatur und spenden außerdem Schatten.
  • Staubfänger: Bäume senken die Staubbelastung, indem sie schwebende Bakterien, Sporen, aber auch Feinstäube filtern.
  • CO2-Fresser und Kohlenstoffspeicher: Bäume und Sträucher wandeln Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um und wirken so positiv auf das Klima. In der Biomasse wird Kohlenstoff gespeichert.
  • Lebensraum: Bäume sind Heimat für Eichhörnchen, Grünspecht, Fledermäuse, aber auch für viele Insekten.
  • Bodenverbesserer: Bäume durchlüften mit ihren Wurzeln den Boden und binden Nährstoffe.
  • Wasserspeicher: Aufgrund der starken Bodenversiegelung in der Stadt kann Regen nicht mehr ausreichend versickern. Ein Baum kann wie ein Schwamm kurzfristig Niederschlag aufnehmen und dem entgegenwirken.
  • Gut für die Seele: Bäume verbessern die Gesundheit von Menschen messbar, in dem sie zum Verweilen und Erholen einladen.

"Die Seele wird vom Pflastertreten krumm. Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden und tauscht bei ihnen seine Seele um. Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden." (Erich Kästner)

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