Kreisgruppe Bielefeld

„Liebevoll. Bis der Platz nicht mehr reicht“ - Plakataktion gegen Wohnmobilhafen

24. September 2021 | BUND, Lebensräume, Nachhaltigkeit, Naturschutz

Naturschutzverbände wenden sich gegen einen Wohnmobilhafen am Obersee und schlagen Alternative vor

Bielefeld | Die Naturschutzverbände NABU und BUND sowie die Amphibiengruppe Talbrückenstraße wenden sich gegen den Bau eines Wohnmobilhafens am Obersee. Dazu haben sie heute auf der Wiese an der Talbrückenstraße ein Protestbanner aufgestellt. Bild und Text „Liebevoll. Bis der Platz nicht mehr reicht“ machen besonders auf die hier betroffenen Amphibien aufmerksam.

Zum Hintergrund

Die Bezirksvertretung Schildesche hat einen Wohnmobilhafen am Obersee vorgeschlagen. Die Verwaltung hat dazu verschiedene Standorte untersucht, und favorisiert danach die Wiesenfläche südlich der Talbrückenstraße nahe am Viadukt. Einen solchen Wohnmobil-Stellplatz nahe der schützenswerten Johannisbach-Aue und nahe am geschützten Obersee lehnen die Bielefelder Naturschutzverbände ab. Auch der Naturschutzbeirat hat dazu inzwischen einen ablehnenden Beschluss gefasst und die Stadt aufgefordert, diesen Standort nicht weiter zu verfolgen. .

Die betroffene Wiese am Obersee ist Teil eines wichtigen Biotopverbundes, zum Beispiel eine bedeutende Wanderroute für Amphibien. In diesem Jahr sind hier von der ehrenamtlich tätigen Amphibiengruppe ca. 400 Kröten über die Talbrückenstraße zum Obersee getragen worden.

Die Nähe zur schützenswerten Johannisbachaue wäre auch ein Eingriff in den gebotenen Schon- und Abstandsraum. Ein Übernachtungsplatz an dieser Stelle kann zu zusätzlichen Belastungen bzw. Störungen am Obersee, z.B. durch nächtliche Badeveranstaltungen und Campinggelage am Ufer, führen.

Auch im Sinne des Klimaanpassungskonzeptes der Stadt sollte dort eine Versiegelung vermieden werden, denn eine Kaltluftsenke würde zugebaut und eine Frischluftschneise eingeengt.

Aus Sicht der Nutzer wäre der Übernachtungs-Standort am Viadukt direkt unter nächtlichem Güterzugverkehr und an einer stark befahrenen Straße eher fragwürdig. Mit Lärmbelästigungen muss auch für die direkt benachbarten Wohngebiete gerechnet werden. Der Platz wäre zudem eher schlecht an den ÖPNV angebunden.

Alternativ sollte eine Erweiterung des Stellplatzes am Johannisberg geprüft werden. Platz wäre dort noch im Bereich der Parkplätze vorhanden. Hier sind Innenstadt und Sparrenburg fußläufig erreichbar.

Die Fläche am Obersee zu einem zusätzlichen Parkplatz auszubauen, wie schon einmal geplant, lehnen die Naturschutzverbände ebenfalls ab. Der Eingriff mit Versiegelung der Fläche wäre vergleichbar mit dem Eingriff durch einen Wohnmobil-Stellplatz. Dort Anreize für mehr Autoverkehre zu schaffen steht auch im Widerspruch zur Mobilitätswende, die aktuell von der Stadt vorangetrieben wird. Die von der Bezirksvertretung alternativ vorgeschlagene Wiesenfläche auf der Nordseite scheidet aus Sicht des Naturschutzes ebenfalls aus. Die Fläche ist laut Regionalplanung Bestandteil eines künftigen „Bereiches zum Schutz der Natur“ (BSN) und des geplanten Naturschutzgebietes Johannisbachaue.

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