Kreisgruppe Bielefeld

ICE-Trassenplanung: Studie empfiehlt Ausbau der Bestandsstrecke

21. Januar 2022 | BUND, Klimawandel, Lebensräume, Mobilität, Verkehr, Ressourcen & Technik

Studie des Bahnzentrum im Auftrag der Initiative Widuland: Landschaft und Natur werden geschont, Kosten erheblich gesenkt, der CO²-Fußabdruck deutlich verkleinert

Bad Salzufflen, 20.01.2022 | In der Diskussion um den Neubau der ICE-Strecke Hannover – Bielefeld hat die Initiative Widuland ein fundiertes Alternativkonzept vorgestellt. Die von ihr in Auftrag gegeben Studie des Bahnzentrums Bielefeld kommt zu dem Ergebnis, dass ein Ausbau der bestehenden Bahnstrecke günstiger, ökologischer und schneller umsetzbar ist, als der Bau einer völlig neuen Bahnstrecke, wie sie bisher Bahn und Bund verfolgt wird.

Zwischen Bielefeld und Minden sieht die Studie Verbesserungen der vorhandenen Trasse vor. Dort liegen vier Gleise, wovon zwei für ein höheres Tempo ausgebaut werden sollen. Für den bisher nur zweigleisigen Abschnitt zwischen Minden und Seelze ist laut der Studie ein Ausbau der bestehenden Strecke um zwei weitere Gleise nötig. Wegen der engen Kurven bei Bückeburg und Wunstorf müssten hier Umfahrungen in Form von neuen Trassenabschnitten gebaut werden.

Unter dem Strich ist diese Variante deutlich günstiger und umweltverträglicher, als der Bau einer komplett neuen Hochgeschwindigkeitstrasse. So würden deutlich weniger Tunnel und Brücken gebraucht, eine Inbetriebnahme sei schon 2035 möglich und es könnte über die Strecke neben dem Nah- und Fernverkehr auch mehr Güterverkehr abgewickelt werden. Das Ziel der Bahn, Tempo 300 und eine Verkürzung der Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld auf 31 Minuten, lässt sich mit dem Konzept nicht erreichen. Mit dem Ausbau entlang der Bestandsstrecke kann eine Fahrzeit von 41 Minuten, also ein Zeitgewinn von ca. 7 Minuten erzielt werden.

Hier die wichtigsten Vorteile:

  • Ein solcher Ausbau entlang der Bestandstrecke ist im Vergleich zu einer kompletten Neubaustrecke deutlich naturverträglicher. Massive Eingriffe in schützenswerte Landschaft und Naturschutzgebiete lassen sich vermeiden.
     
  • Die Kosten liegen bei ca. 2 Mrd. Euro, eine Neubautrasse würde über 5 Mrd. Euro kosten. Das eingesparte Geld kann für den hier dringend notwendigen Ausbau des Nahverkehrsnetzes verwendet werden, z.B. in ein S-Bahn-Netz OWL.
     
  • Ein Zug, der mit Höchstgeschwindigkeit von 250 h/km fährt, spart im Vergleich zu einer Fahrt mit 300 km/h ca. 1/3 klimaschädlicher Treibhausgase ein. Schon aktuell nutzen die ICE fast nie die möglichen 300 km/h aus, um Energiekosten einzusparen.
     
  • Auch mit einer Fahrzeit von Bielefeld nach Hannover in 41 Minuten lässt sich eine sinnvolle Taktung an den Bahnknotenpunkten mit guten Umsteigemöglichkeiten erreichen. Der „Deutschlandtakt“ wird nicht in Frage gestellt.
     
  • Für die Fernverbindung Amsterdam-Berlin ist diese Alternative vorteilhaft, da diese Züge die Trasse nutzen können. Von einer Neubaustrecke würde diese Verbindung abgekoppelt.
     
  • Vom Ausbau entlang der Bestandsstrecke profitieren auch Güter- und Nahverkehr. Besonders für die Pendler hat die Alternative viele Vorteile.

Alle Infos zur Studie auf der Seite von Widuland

Studie: Effizienter Bahnausbau im Korridor Hamm – Hannover Alternativkonzept (PDF)

Kurzfassung der Studie (PDF)

Bericht im Westfalenblatt vom 21.1.2022 (1)

Bericht im Westfalenblatt vom 21.1.2022 (2) 

Bericht der Neuen Westfälischen vom 21.1.2022 (1) 

Bericht der Neuen Westfälischen vom 21.1.2022 (2) 

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