Kreisgruppe Bielefeld

Zukauf von Trinkwasser aus dem Ruhrgebiet? Wasserschutz in Bielefeld verbessern!

01. März 2024 | BUND, Flüsse & Gewässer

Stadtwerke plant Liefervertrag mit Gelsenwasser. 2,5 m³ Wasser sollen jährlich aus dem Ruhrgebiet nach Bielefeld gepumpt werden.

Das Wasserschutzgebiet und Landschaftsschutzgebiet in Ummeln an der Gütersloher Straße soll als Gewerbegebiet überbaut werden. Foto: BUND

Bielefeld verfügt über 15 Wasserwerke mit 154 Brunnen. Große Flächen im Bielefelder Süden, in der Senne und in Ummeln, sind deshalb als Wasserschutzzonen ausgewiesen. Unterhalb des Teutoburger Waldes liegen die Jahresniederschläge weit über dem Durchschnitt in NRW. Dennoch haben die Stadtwerke Bielefeld jetzt mitgeteilt, dass sie künftig etwa 2,5 Mio m³ Wasser jährlich aus dem Ruhrgebiet über neue Fernleitungen zukaufen wollen. Dazu wird eine Kooperation mit dem Unternehmen Gelsenwasser AG angestrebt. Begründung: Trinkwasser könne aufgrund des Klimawandels hier künftig knapp werden.

Der BUND sieht das kritisch und vermutet andere Hintergründe. „Die enorme Bautätigkeit besonders im Süden mit neuen Gewerbegebieten, dem geplanten Ausbau des Flugplatzes und der geplanten Ortsumgehung Ummeln gefährdet Wasserschutzgebiete und damit unsere Trinkwasservorräte“, so BUND-Wasserexperte Dr. Manfred Dümmer. Nicht nachvollziehbar sei, dass zahlreiche Brunnen in den letzten Jahren stillgelegt wurden. „Diese Brunnen besitzen allein Wasserrechte von 2,3 Mio. m³ pro Jahr“, so Manfred Dümmer. Bezeichnend sei, dass der besonders ergiebige Brunnen „Sportplatz“ in Ummeln ausgerechnet 2005 geschlossen wurde, als für das Gewerbegebiet Gütersloher Straße und den Neubau der Ortsumgebung Ummeln die Weichen gestellt wurden. Davon betroffen seien großflächig Wasserschutzzonen, in denen dann durch Flächenversiegelung die Grundwasseranreicherung weiter reduziert würde und eine Wassergefährdung durch Schadstoffeinleitungen möglich sei. Genau aus diesem Grund habe ja das Bundesverwaltungsgericht den Bau der B 61n gestoppt.

Anstatt kostenträchtig Wasser über Fernleitungen aus dem Ruhrgebiet zuzuführen, müsse die Stadt Bielefeld alles daran setzen, die eigenen, ausreichenden Wasservorräte konsequent zu schützen und weiter nutzen, so der BUND. Dazu sei es besonders wichtig, großflächige Wohn- und Gewerbeentwicklungen in ausgewiesenen und geplanten Wasserschutzgebieten nicht mehr zuzulassen. Der Stadtrat hatte das auch schon 1989 beschlossen, den Beschluss aber später wieder aufgehoben.

Dr. Manfred Dümmer: „Zur Sicherung der Bielefelder Trinkwasserversorgung müssen die Potenziale aller Brunnen und Wasserwerke der Stadtwerke genutzt und reaktiviert werden. Für das Wasserwerk Bielefeld-Ummeln und ein neues Wasserwerk Bielefeld-Windelsbleiche sollten die Wasserschutzgebiet-Verordnungen aktualisiert werden“.  Für zusätzliche Gewinnungsgebiete müssten die Verfahren zur Ausweisung von Wasserschutzgebieten auf den Weg gebracht werden. „Der große “Schatz“ einer ortsnahen, vorsorgenden, nachhaltigen und dezentralen, klimaschonenden Trinkwassergewinnung ohne eine energieaufwendige Fernwasser-Versorgung sollte zum Schutz unseres Grundwassers von Stadtgesellschaft und Politik propagiert und gelebt werden“, so Dr. Dümmer.

Über die Planungen zur zukünftigen Trinkwasser-Versorgung müsse transparent und im Dialog mit der Bürgerschaft entschieden werden. Die Stadt habe den Klimanotstand erklärt und ein Klimaanpassungskonzept beschlossen. Dazu gehöre auch der Schutz der Wasserressourcen – durch einen naturnahen Wasserhaushalt. Den strategischen Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte dürften jetzt keine weiteren folgen. Die sehr hohen Kosten für eine Trinkwasserfernleitung nach Bielefeld würden die Verbraucherinnen und Verbraucher Bielefeld ohne Grund zu tragen haben. Politik dürfe dem nicht zustimmen.

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